Als im Februar 2022 im Zuge des Ukraine-Kriegs, Hunderttausende Menschen in die EU geflohen sind, enzwickelte sich eine gänzlich neue und unbekannte rechtliche Situation. Obwohl bereits vor 2022 Geflüchtete aus unterschiedlichsten Ländern Schutz in der EU gesucht haben, wurde 2022 erstmalig die Massenzustromsrichtlinie der EU in Kraft gesetzt. Auf diese Weise wurde in Deutschland zum erstem Mal möglich vorübergehenden Schutz gem. §24 AufenthG zu gewähren. Diese Form des Schutzes unterscheidet sich erheblich vom bis dahin angewendeten Asyl- und Aufenthaltsgesetz und schafft neue Möglichkeiten für Betroffene.

Es muss beachtet werden, dass unter den Hunderttausenden ukrainischer Geflüchteter viele ohne ukrainische Staatsangehörige waren und sind. Diese Gruppe, gleichermaßen von Krieg und Flucht betroffen, hat in vielen Fällen nicht den gleichen Zugang zu Schutz, wie es Personen mit ukrainischem Pass haben. Wie und warum es dazu kommt, werden wir in diesem Seminar betrachten.

Das Seminar setzt sich aus einem theoretischen und einem praktischen Teil zusammen und ist als "Lehrveranstaltung mit Service Learning" konzipiert. Im theoretischen Teil soll sowohl §24 AufenthG, als auch §16b AufenthG behandelt werden. Unter Betrachtung dieser beiden Paragrafen und ihrer rechtlichen Auslegung, wird in dem Seminar auf den Vorwurf einer Ungleichbehandlung von Geflüchteten, geäußert u.a. durch Pro Asyl, eingegangen werden. Außerdem werden im Rahmen dieses Seminars die Auswirkungen betrachtet, die die Aufenthaltsrechtliche Situation auf die Möglichkeit der Teilhabe an Bildung haben kann und hat. Sie werden einen Einblick in die komplexe Situation bekommen und sich im Kontext dieser aufenthaltsrechtlichen Situation von geflüchteten Studierenden mit dem Thema institutionellem Rassismus auseinandersetzen. Sie werden ermutigt die Situation kritisch zu betrachten und zu hinterfragen.

Im praktischen Teil werden Sie im Rahmen des Seminars in Kontakt mit der Arbeit der studentischen Initiative „students4students” kommen. Die Initiative unterstützt aus der Ukraine geflüchtete Studierende ohne ukrainischen Pass u.a. dabei Aufenthaltstitel zu beantragen, beim Deutsch lernen und bei der Einschreibung an der Uni Kassel. Sie werden im Rahmen der Arbeit der studentischen Initiative „students4students” mit aus der Ukraine geflüchteten Studierenden in Austausch treten. Dieser (interkulturelle) Austausch findet in einem sicheren Raum statt und gibt allen Beteiligten die Möglichkeit Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Sie können ihr vorab erlangtes theoretisches Wissen in Gespräche mit Betroffenen einbringen, die Arbeit der Initiative kennen lernen und sich gegebenenfalls selbst in die Initiativen-Arbeit mit einbringen. 

Die Begegnungen zwischen den Seminarteinehmer:innen und den geflüchteten studierenden werden an 2 verschiedenen Terminen stattfinden. Wobei das erste Treffen in großer Runde dazu dient sich gegenseitig kennen zu lernen. Das zweite Treffen wird in Kleingruppen von den Teilnehmer:innen selbst organisiert, wobei sich die Gruppen nach den jeweiligen persönlichen Interessen für eine Aktivität oder ähnliches entscheiden können. Bei diesem zweiten Treffen besteht durch die kleinere Gruppengröße die Möglichkeit für einen intensiveren Austausch.

Ziel dieses Seminarteils ist es, eine Möglichkeit für Begegnung auf Augenhöhe zu schaffen, in der alle Beteiligte voneinander profitieren können. Es soll eine allgemeine Sensibilisierung der Studierenden für diese Thematik stattfinden.