Als ethnographisch forschende Person wirst du Teil des Feldes, das du
beforschst. Deine Erkenntnis entspringt aus der Spannung zwischen
Im-Feld-fremd-Sein und darin Einheimisch-Werden. Du lernst den
Handlungen aufmerksam zu folgen und eine dokumentarische Form
("fieldnotes") dafür zu finden. Das ermöglicht uns auf Fragen wie diese
zu schauen: Welche Dynamiken wiederholen sich in sozialen Beziehungen?
Welche (impliziten) Regeln gelten in einer sozialen Situation? Wie
stabilisieren oder verunsichern sich (Macht)-Strukturen in einer
Interaktion? Welche sozialen Positionen bringen die Teilnehmenden einer
Situation dazu so zu handeln, wie sie handeln?
Dieser Kurs ist
hochgradig praktisch angelegt. Ihr bekommt einen großen Korpus an
Methodenliteratur und beispielhaften Studien auf Moodle bereitgestellt.
Im Seminar selbst lesen wir nur wenige Texte gemeinsam und gehen
stattdessen (fast) jede Sitzung auf die Straße oder andere soziale
Kontexte um das teilnehmende Beobachten und Schreiben von fieldnotes,
später auch das Auswerten und Interpretieren zu üben. Im zweiten Teil
des Semesters wählst du dir ein ethnographisches Forschungsprojekt zur
selbstständigen Durchführung (auch in Gruppen möglich), das wir in den
letzten Semesterwochen beratend voranbringen.
Als Beispiele und Anwendungsfelder werden wir Fälle u.a. aus den
Gender Studies, der Technik- und Energiesoziologie sowie der
Umweltsoziologie beforschen.
Das Seminar kann auch zur
Datenerhebung für daran anschließende Bachelorarbeiten genutzt werden.
Wer keine Credits mehr benötigt, aber eine ethnographisch orientierte
Bachelorarbeit schreiben möchte, kann dieses Seminar auch als
Methodenkurs und Kolloquium für die Bachelorarbeit nutzen.