In Reaktion auf Poppers kritischen Rationalismus, der seinerseits vornehmlich eine Kritik am logischen Positivismus des „Wiener Kreises“ darstellt, unternehmen T.S. Kuhn, P. Feyerabend und I. Lakatos jeweils den Versuch, speziell die Frage nach den Bedingungen und Möglichkeiten wissenschaftlichen Fortschritts zu klären. Während Kuhn mit Blick auf diese Frage die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen am Beispiel der Physik untersucht und dort „Paradigmenwechsel“ zu erkennen glaubt, setzt Feyerabend demgegenüber auf einen „Methodenanarchismus“ als Motor des Erkenntnisfortschritts in den Wissenschaften. Lakatos schließlich positioniert sich mit seiner „Methodologie der Forschungsprogramme“ gewissermaßen zwischen den Ansätzen von Popper und Kuhn.

In diesem Kompaktseminar werden - aufbauend auf die vorausgegangenen Veranstaltungen zu „Erkenntnis und Wissenschaft“ - die Teilnehmenden anhand einer intensiven Lektüre („Guided Reading“) von Auszügen aus den Arbeiten von Kuhn, Feyerabend und Lakatos die Grundzüge der jeweiligen wissenschaftstheoretischen Überlegungen möglichst selbständig erarbeiten. Daran anknüpfend sollen die jeweiligen Argumentationen genauer analysiert werden. Im Rahmen dieses sowohl historischen als auch systematischen Zugangs zur Wissenschaftsphilosophie werden darüber hinaus grundlegende erkenntnistheoretische Fragen und Probleme der Naturwissenschaften diskutiert.