In seiner Schrift „Der eindimensionale
Mensch“ greift Herbert Marcuse einen Widerspruch auf, den schon Karl
Marx in seinem Maschinenfragment ausbuchstabiert hat: Einerseits könnte
der technologische Fortschritt „individuelle Energie für ein noch
unbekanntes Reich der Freiheit jenseits der Notwendigkeit freigeben“
andererseits passiert genau das eben nicht, vielmehr „macht sich die
entgegengesetzte Tendenz geltend“ und technologischer Fortschritt wird
umfassend in den Dienst der Verlängerung der Arbeit und einer
Verschärfung von gesellschaftlicher Kontrolle der Einzelnen gestellt.
Marcuses Überlegungen haben angesichts der tiefgreifenden
Implementierung digitaler Technologien und ihrer Nutzbarmachung durch
kapitalistische Vergesellschaftung eine hohe Aktualität, die im Rahmen
des Seminars erschlossen werden soll. Der Fokus des Seminars wird dabei
auf dem uneingelösten Versprechen der Befreiung liegen, das dem von Marx
und Marcuse formulierten Paradox inhärent ist und dessen Versperrung
anhand kritischer Perspektiven auf Digitalisierung nachgezeichnet wird.