‚Kunstwissenschaftliche Probleme künstlerischer Praxis‘ lautet die versachlichte Formel eines Themenfeldes, das sich an einer Kunsthochschule qua Institution eröffnet und in der kunstwissenschaftlichen Berufswelt beinahe automatisch einstellt, widmet man sich der Gegenwartskunst. Bereits im 18. Jahrhundert an der Kunstakademien in Paris wurde über die optimale Kunstausbildung öffentlich gestritten, wobei handwerkliches Können, Wissen und Erfahrung sowie sogar der Lebenswandel der Studierenden verhandelt wurde.

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Kunst (Produktion, Rezeption) fordert nicht selten neben einer Analyse von Artefakten und den Beweggründen seiner Entstehung die Klärung des Herstellungsprozesses. Die künstlerische Praxis in der Geschichte der Kunst war eine Konstante, die von den handwerklich orientierten Darlegungen eines Alberti oder Dürer über die Mal- und Drucktechniken der folgenden Jahrhunderte bis zu den Experimenten der Impressionisten, Surrealisten oder New York-School berichteten. Doch nicht allein verfahrenstechnische sondern auch konzeptuelle Dimensionen sind zu berücksichtigen, die den heutigen Kunstbegriff und die Kunstwissenschaft kritisch befragen und schließlich in der künstlerischen Forschung münden.

Teils als unergründliches Mysterium verklärt, teils als handwerkliche Tätigkeit säkularisiert und schließlich als konzeptuelles resp. wissenschaftliches Handeln erfreut sich die Kunstpraxis einer großen Deutungsspanne. Das Seminar wird sich mit verschiedenen Fallbeispielen auf der Grundlage von Werk- und Textanalysen und Filmdokumenten auseinandersetzen.