Wie kommen Wissenschaftler:innen zu ihrem Wissen? Lange Zeit herrschte die Erzählung vor, der – zumal männliche – Wissenschaftler generiere sein Wissen in „Einsamkeit und Freiheit“. Durch körperliche und geistige Isolation von allen weltlichen Ablenkungen gelange er – qua Vernunft – zu objektiven und für ‚die‘ Menschheit wichtigen Einsichten. Diese solipsistische Erzählung huldigte einem methodologischen Individualismus und entfaltete über die Jahrhunderte eine große Wirkung. Die tatsächlichen Praktiken, über die wissenschaftliches Wissen hervorgebracht wurde, dürften indes schon immer vielschichtigere gewesen sein. Wie insbesondere kultur- und wissensgeschichtliche Arbeiten deutlich gemacht haben, entsteht wissenschaftliches Wissen nicht im luftleeren Raum. Im Gegenteil: Es ist inspiriert von gesellschaftlichen Debatten, fußt auf populären Begrifflichkeiten, ist verstrickt in Machtkämpfe und geht nicht selten aus technik-sozialen Konstellationen hervor. In dem Seminar begeben wir uns gewissermaßen in den Maschinenraum der Wissenschaft und fragen, wie die Geschichte zu ihrem Wissen kommt. Neben der Beschäftigung mit wissenschaftshistorischen Arbeiten und ‚klassischen‘ erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Grundlagen insbesondere der historisch arbeitenden Erziehungswissenschaft, soll auch diskutiert werden, wie die wissenschaftliche Erforschung der Bildungsgeschichte möglicherweise durch feministische, dekoloniale, diasporische, queere oder techniksoziologische Ansätze bereichert werden könnte.