Museen zeigen deutlicher als andere Bauten den jeweiligen Entwicklungsstand der Architektur. Zudem gelten sie als beliebteste Bauaufgaben unter Architekt*innen, da sie Hightech, Menschen und teils fragile Ausstellungsstücke zusammenbringen, und in ihrer Ausführung ein großes Spektrum an freier Gestaltung und Interpretation innehaben. Auf den wachsenden Anspruch des Museumspublikums reagieren Städte und private Investor*innen mit immer repräsentativerer Ausstellungsarchitektur und besonderem Design. Im Hintergrund eines jeden Projektes wird ein Drahtseilakt absolviert aus dem Zusammenspiel zwischen dem Stil des/der Architekten/Architektin, den Ansprüchen der Bauherr*innen, den Vorstellungen der Kuratoren*innen und ihrer Ausstellungsgestaltung sowie den Exponaten, die das Haus beherbergen und präsentieren soll.

Im Rahmen des Seminars ‚Museumsarchitektur der Gegenwart: Pariser Museen und ihre europäischen Nachbarn‘ sollen einige Beispiele der größten Architekt*innen unserer Zeit kritisch betrachtet, analysiert und verglichen werden. Einen Schwerpunkt bilden dabei die Häuser der französischen Hauptstadt, denn keine andere europäische Metropole kann eine solche Anzahl an Kulturinstitutionen der sogenannten Stararchitekt*innen aufweisen. Paris ist stets bemüht Trends in Mode, Kunst und Architektur zu setzen. Hier nehmen die erst kürzlich eröffnete Bourse de Commerce (2021), umgebaut vom Sichtbeton-Großmeister Tadao Ando sowie die Fondation Louis Vuitton (2014) im dekonstruktivistischen Stil von Frank O. Gehry eine essentielle Rolle ein, aber auch das Musée du Quai Branly (2006) von Jean Nouvel mit seinem wegweisenden Ausstellungsdesign und das Centre George Pompidou (1971) von Renzo Piano und Richard Rogers, welches Architekturgeschichte schrieb, büßen trotz ihres Alters nichts an Aktualität und Faszination ein.

Ziel des Seminars ist es einen Einblick in die zeitgenössische Museumslandschaft Europas (mit Schwerpunkt Paris) zu vermitteln und zugleich die (Star-)Architekt*innen und ihr Schaffen zu behandeln, um ein Verständnis für deren Arbeit zu erzeugen. Auf diese Weise sollen die Teilnehmer*innen bei ihrer Betrachtung von zeitgenössischer Museumsarchitektur geschult werden, um im Anschluss in der Lage zu sein, sich kritisch mit modernen Museen auseinander zu setzen.