Für die Kritische Theorie ist Moral ein zentrales Thema, das sie jedoch im Rahmen sozialphilosophischer und gesellschaftstheoretischer Überlegungen zu bearbeiten versucht. Stellt die Moral die höchste Form von Normativität dar, die für menschliches Handeln verbindlich ist, so fragt sich die Kritische Theorie, wie eine solche Form von Normativität unter gesellschaftlichen Bedingungen, die Freiheit als Bedingung von Moral einschränken, überhaupt möglich sein soll. Die Antworten, die in der Kritischen Theorie seit den 1930er Jahren und vor dem Hintergrund sich verändernder historisch-gesellschaftlicher Bedingungen gegeben wurden, sind höchst unterschiedlich und stehen mitunter in einem Spannungsverhältnis zueinander. Moral gilt einerseits als eine unbedingt zu rettende Form von Normativität, wobei hier umstritten ist, ob sich positiv oder nur negativ an ihr festhalten lässt, andererseits steht sie aufgrund ihrer Indifferenz gegenüber dem individuellen Glück selbst zur Kritik. Das Seminar möchte dieser komplexen theoretischen Konstellation nachgehen und wird dazu bedeutende Texte von Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Jürgen Habermas, Axel Honneth und Rainer Forst ebenso diskutieren, wie neuere Arbeiten von Amy Allen und Judith Butler u.a., die kritisch dazu Stellung beziehen.

Grundlegende Kenntnisse der praktischen Philosophie werden in diesem Seminar vorausgesetzt, das vor allem für fortgeschrittene Studierende geeignet ist und in Präsenz stattfinden wird. Kenntnisse der Tradition der Kritischen Theorie sind von Vorteil, werden aber nicht vorausgesetzt. Eine intensive vorbereitende Lektüre der mitunter sehr schwierigen Texte ist für die Teilnahme am Seminar unabdingbar.

Auf Moodle werden Materialien zum Seminar zur Verfügung gestellt.