Auch lange nachdem Frauen Zutritt zu professionellen Musikinstitutionen erhalten haben, scheinen sich im Quartettspiel auf Geschlechterzuschreibungen aufbauende Genderpolaritäten zu halten. Historisch, kulturell und sozial zu verortende Gründe dafür finden sich in Bereichen, die Interpretation, Rezeption und Komposition gleichermaßen. Im Seminar sollen Körper- und Gender(re)präsentationen in der Performance von Streichquartett-Ensembles untersucht und Transformationen von Weiblichkeitsbildern seit dem Aufkommen der ersten öffentlich agierenden „Damenquartette“ erforscht werden. Wir wollen uns der Frage widmen, wie sich Räume musikkulturellen Handelns im Streichquartett gestalten und verändern können: Inwiefern kann man das Streichquartett als Ensemble sowie als Gattung als Ort des Staging Gender begreifen, an dem sich Transformationen von Repräsentationen sowie Konstruktionsprozesse nachzeichnen lassen? Ein besonderer Fokus wird dabei auf geschlechtsspezifische Ausgestaltungsmöglichkeiten dieses Handlungsraums geworfen: Welche Bedeutung haben die einzelnen Musiker_innen eines Streichquartett-Ensembles für die Identitäts-Bildung des Quartetts? Wie verhalten sich die individuellen Musiker_innen in ihren Rollen im Streichquartett-Ensemble zu den jeweils bestehenden und medial verhandelten Gender-Zuschreibungen, zu jeweils verhandelten Körper-Normen und zu den ihnen normativ zugestandenen kulturellen Handlungsräumen? In welcher Wechselwirkung stehen Zuschreibungen mit der Wahl des gespielten Repertoires?