Wer in einem Konzertsaal im Publikum sitzt, hört dieselbe Musik anders als die Konzertmeisterin am ersten Pult; wer Elektronische Musik im Home Studio produziert, hört sie anders als die, die dann im Club dazu tanzen usw. Mit Blick auf den Musikunterricht lassen sich mindestens zwei unterschiedliche Weisen des Hörens unterscheiden. Die eine richtet sich auf das Begreifen der musikalischen Zusammenhänge und auf ein Denken in Musik: „Wenn wir […] einen Rhythmus spielen oder ein Lied singen, sollten wir in der Lage sein, den musikalischen Sinn des Gestalteten zu denken: bspw. das Metrum als ordnendes und als korrelierendes Element zum eigenen Pattern o.Ä. Erst dann kann es uns gelingen, Musik zu denken bzw. angemessen – wir können auch sagen: künstlerisch – zu gestalten“ (V. Schütz). Die andere Weise des Musikhörens ist auf das Verstehen von Musik gerichtet und auf ein Denken über Musik: Was wir als ihren Sinngehalt, ihre Wirkung wahrnehmen oder fühlen, was uns die Musik „sagt“. Idealerweise greifen beide Hörweisen, das Begreifen (Denken in Musik) und das Verstehen (Denken über Musik) ineinander. Im Musikunterricht gilt es, dieses Wechselspiel von Begreifen und Verstehen zu initiieren, in Gang zu halten und auszubauen.

Das Seminar thematisiert unterschiedliche Zugänge zu und Methoden für begreifendes und verstehendes Musikhören sowohl unterrichtspraktisch als auch im Kontext musikdidaktischer Konzeptionen. Konzepte und methodische Anregungen zum sogenannten „aktiven Musikhören“ werden einen wichtigen Schwerpunkt bilden.