Zur Erforschung der Herausbildung und Veränderung von Identitäten im Lauf des Lebens haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zwei weitgehend getrennte Traditionen entwickelt: die quantitativ orientierte Lebensverlaufsforschung und die qualitative Biografieforschung. 

In der Lebensverlaufsforschung werden Lebensläufe als eine Abfolge von Statuswechseln verstanden, wie z. B. Eheschließungen, Erstelternschaft, Eintritt in den Ruhestand. Untersucht wird, wie Verlaufsmuster und der Zeitpunkt bestimmter Statusübergänge von soziodemografischen Merkmalen von Individuen oder dem Zeitpunkt anderer Lebensereignisse abhängen.

In der Biografieforschung geht es um die Rekonstruktion von Lebensgeschichten oder -ausschnitten auf der Grundlage der Sichtweise von Befragten. Auch in der Biografieforschung werden individuelle Verläufe als „soziales Konstrukt verstanden, das auf kollektive Regeln, Diskurse (...) und gesellschaftliche Rahmenbedingungen verweist“ und damit zugleich als „ein individuelles und ein kollektives Produkt“ (Rosenthal 2014, S. 511) zu verstehen ist.

Im Seminar werden wir beide Stränge theoretisch und methodologisch erschließen und in einem Mixed-Methods-Design aufeinander beziehen.