Nach den gängigen Bildern unterscheidet sich Gemeinschaft in urbanen und suburbanen Quartieren erheblich. Während das dichte Urbane sich durch eine anonyme, unverbindliche Masse auszeichne, herrsche im weniger dichten Suburbanen wahlweise eine vertraute Dörflichkeit vor oder der gänzliche Rückzug in die eigenen vier Wände. Da Praktiken des Teilens, deren bekannteste Beispiele im Bereich der Mobilität wie Car-Sharing liegen, aber auch das Teilen von Räumen, Gegenständen oder Wissen mit der Art der Gemeinschaft und der Bewohnenden von Quartieren zu tun haben, stellt sich die Frage: Lassen sich systematische Unterschiede bei der Bereitschaft und bei Praktiken des Teilens in urbanen und suburbanen Quartieren beobachten?

In der Debatte zur Ökonomie des Teilens besteht Einigkeit, dass die nutzungsorientierte Zugangsweise des Teilens zu Gütern, Flächen, Dienstleistungen oder Wissen ein erhebliches Potenzial für eine nachhaltigere Gestaltung des gebauten Raums enthält. Doch welche Voraussetzungen haben Praktiken des Teilens, damit Räume wie Wohnquartiere, Gewerbegebiete oder Freizeitflächen anders gestaltet werden können? Im Projekt wird im Vergleich suburbaner und urbaner Quartiere Kassels nach solchen Voraussetzungen Ausschau gehalten. Welche Praktiken des Teilen lassen sich in den Quartieren vorfinden? Welche Rolle spielen die Eigenschaften der Quartiere und ihrer Bewohnenden? Welche relevanten Akteure und Infrastrukturen bestehen hier maßgeblich und welche Absichten verfolgen sie? Schließlich: Wie wirken Praktiken des Teilens auf den Raum zurück?

Die Teilnehmenden werden sich zur Beantwortung dieser Fragen zunächst gemeinsam theoretische Grundlagen und methodische Zugänge erarbeiten. Daran anschließend steht die empirische Erkundung im Mittelpunkt. In eigenständigen Forschungsarbeiten wird mittels sozialwissenschaftlicher Methoden wie Beobachtungen, Kartierungen oder Interviews eine Bestandsaufnahme der Praktiken des Teilens in urbanen und suburbanen Quartieren Kassels durchgeführt.

Das Projekt richtet sich an Studierende im fortgeschrittenen Bachelor sowie im Master.

  

Literaturempfehlungen

Kiesler, Maik; Keller, Carsten 2019: Die Sozialstruktur Suburbias zwischen Homogenität und Heterogenität, in: RaumPlanung 204: 55 - 61.

Weiber, Rolf; Lichter, David 2020: Share Economy: Die „neue“ Ökonomie des Teilens, in: Kollmann, Tobias (Hrsg.): Handbuch Digitale Wirtschaft, Springer.