In den wissenschaftstheoretischen Überlegungen von Duhem, in den Studien des sogenannten „Wiener Kreises” und in Poppers Darstellung der Logik der naturwissenschaftlichen Forschung wird der grundlegende Versuch einer Klärung des Verhältnisses von Theorie und Empirie unternommen. Die Arbeiten von Kuhn, Lakatos und Feyerabend widmen sich überdies speziell der Frage nach dem wissenschaftlichen Fortschritt. Stets wird dabei ein Primat der Theorie gegenüber der Beobachtung unterstellt.

Dieser bedeutende Diskurs erfährt eine Kehrtwendung insbesondere aufgrund der von Hacking vertretenen These, die experimentelle Forschung führe gewissermaßen ein von den Theorien weitestgehend unabhängiges „Eigenleben”.

In diesem Kompaktseminar werden - aufbauend auf die vorausgegangenen Veranstaltungen zu „Erkenntnis und Wissenschaft” - die Teilnehmenden anhand einer intensiven Lektüre („Guided Reading”) von Auszügen aus den Untersuchungen von Hacking die Grundzüge seiner „anti-theoretischen” Überlegungen ggf. in Arbeitsgruppen möglichst selbständig erarbeiten. Daran anknüpfend sollen die jeweiligen Argumentationen genauer analysiert sowie grundlegende erkenntnistheoretische Fragen und Probleme der empirischen Wissenschaften diskutiert werden.

(Eine Teilnahme an den Lehrveranstaltungen „Erkenntnis und Wissenschaft: 1. Ziel und Struktur der physikalischen Theorien” im Wintersemester 2021 sowie „Erkenntnis und Wissenschaft: 2. Wissenschaftliche Weltauffassung” im Sommersemester 2022, „Erkenntnis und Wissenschaft: 3. Logik der Forschung” im Wintersemester 2023 und „Erkenntnis und Wissenschaft: 4. Wissenschaftlicher Fortschritt” im Sommersemester 2023 wird nicht vorausgesetzt.)