Lange Zeit war „sexualisierte Gewalt in pädagogischen Institutionen“ ein vernachlässigtes Thema in der Erziehungswissenschaft. Erst seit ca. 2010, nachdem die Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule öffentlich Aufmerksamkeit erlangten, setzt sich auch die Disziplin mit dem Thema und ihrem eigenen Wegsehen und Entproblematisieren auseinander.

2011 erfolgte eine Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE), in der erklärt wurde, dass weder Empörung noch das Herausstellen von Einzeltätern ausreichen, um Fragen des pädagogischen Machtmissbrauchs zu adressieren. Vielmehr sollte danach gefragt werden, was pädagogisches Handeln für strukturelle Gewalt „anfällig macht“ (DGfE 2011)[1] und wie professionell Handelnde für das Thema sensibilisiert werden können. Auch die KMK wollte das Thema fortan an Schulen verorten, gab verschiedene Handlungsempfehlungen „zur Vorbeugung und Aufarbeitung von sexuellen Missbrauchsfällen und Gewalthandlungen in Schulen und schulnahen Einrichtungen“ heraus (KMK 2010)[2] und sprach sich dafür aus, das Schulpersonal gezielt zu qualifizieren (vgl. ebd.). Zugleich lässt sich bis heute wohl kaum von einem flächendeckenden Angebot in den erziehungs- und bildungswissenschaftlichen Studiengängen sprechen.

Im Seminar werden wir uns zunächst ganz grundlegend mit ethischen Reflexionen zu den Grenzen, Ambivalenzen und Antinomien eines anerkennenden pädagogischen Handelns beschäftigen. Von dort aus werden wir uns mit dem Themenkomplex der sexualisierten Gewalt in pädagogischen Institutionen, v.a. der Schule, beschäftigen und Präventionsmaßnahmen diskutieren.