Die Vorlesung gibt einen sprach- und literaturgeschichtlichen Überblick von den Anfängen volkssprachiger Schriftlichkeit bis zum Beginn des 16. Jahrhundert. Es werden die internen und externen Bedingungen, Entwicklungen und Zäsuren zur Sprache kommen, welche eine Literatur bestimmen, die allein drei Sprachstufen des Deutschen umfasst. Dabei gilt es zu zeigen, wie die mündliche Überlieferung allmählich ihren schriftlichen Niederschlag findet und welche Hürden bei der Entwicklung von der mündlichen zur Schriftsprache überwunden werden müssen. Literaturtheoretische Vorgaben werden erläutert und die vielfältigen Formen literarischer Gattungen anhand ausgewählter Beispiele vorgestellt. Ziel ist es, den Studierenden einen Einblick in die heute weitgehend unbekannte Dichtung einer Zeit zu ermöglichen, die seit der Renaissance unter dem unpräzisen und sehr undifferenzierten Begriff „Mittelalter” firmiert, und eine Vorstellung zu vermitteln von der Bedeutung, die diese Literatur für die deutsche Literaturgeschichte hat.