Es ist eine langanhaltende Debatte, welchen Einfluss (Stadt-)Planung auf das Soziale in Siedlungsräumen nehmen kann und soll. Das Soziale kann dabei Unterschiedlichstes bedeuten, so beispielsweise die soziale Mischung in Quartieren, einen Teil multimodaler Zentren oder schlicht die Nachbarschaft oder Dorfgemeinschaft. Es ist Schlagwort bei der Erneuerung alter Dorfkerne oder dem Neubau großer Quartiere, wie dem Riedberg in Frankfurt a.M. oder der Seestadt Aspern in Wien. Und schließlich ist es Kerngegenstand der Stadtsoziologie, wenn sie etwa Vergesellschaftung und Vergemeinschaftung in ihren räumlichen Gestalten und Entwicklungen betrachtet.

In diesem Spannungsfeld bewegen sich daher auch Stadtsoziologie und (Stadt-)Planung: Wie definieren die Fachrichtungen das Soziale, wo liegen hier Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Welche Möglichkeiten sieht die (Planungs-)Praxis für die Beeinflussung des Sozialen, welche Grenzen die Theorie — und welche Notwendigkeiten werden auf beiden Seiten formuliert? Welche Rolle muss das Soziale in der (Stadt-)Planung und für das planerische Selbstverständnis spielen? Und vor allem: Kann das Soziale überhaupt geplant werden?

Um sich diesen und anderen Fragen anzunähern, werden im Seminar zunächst klassische Ansätze aus Stadtsoziologie und (Stadt-)Planung betrachtet, um dann darauf aufbauend in aktuelle Konzepte und Debatten einzusteigen. Ausgewählte Themen werden in Kleingruppen vertiefend erarbeitet und im Rahmen des Seminars laufend vorgestellt und diskutiert. Als Abgabeleistung wird schließlich ein wissenschaftliches Essay entwickelt, das jenes Thema aus einer eigenständigen Perspektive diskutiert und reflektiert.

Das Seminar steht ASL-Studierenden im Bachelor und Master offen, findet mittwochs von 10:00 bis 13:30 Uhr statt und beginnt am 26. Oktober 2022.

Formen des städtischen Teilens: vom Co-Housing bis zum Commoning

Das Konzept des Teilens gewinnt als Paradigma für sozial integrative und nachhaltige Transformationen an Zugkraft, insbesondere bei Akteuren der Zivilgesellschaft. In ökologischer Hinsicht wird die Idee einer gemeinschaftlichen Nutzung von materiellen und immateriellen Gütern insbesondere mit einer Entwicklung hin zu mehr Suffizienz verbunden. Aber nicht nur weniger Ressourcenverbrauch (less:ressources), sondern auch weitreichendere Hoffnungen bis hin zu einem Überkommen des Kapitalismus werden an das Konzept des Teilens geknüpft.

In dem Projekt sollen ausgewählte Formen, Initiativen und Netzwerke des Teilens genauer betrachtet und untersucht werden, die sich einer nicht-kommerziellen Logik verschreiben. Leitend ist dabei die Fragestellung, inwiefern die Praktiken des Teilens zu einer sozial gerechten und nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen und wie sie skalierbar sind. Die Teilnehmenden werden sich anfangs kurz theoretische Grundlagen und methodische Zugänge erarbeiten. Daran anschließend steht die empirische Erkundung im Mittelpunkt. In eigenständigen Forschungsarbeiten wird mittels sozialwissenschaftlicher Methoden wie Beobachtungen, Kartierungen oder Interviews eine Bestandsaufnahme von städtischen Praktiken des Teilens durchgeführt.

Literaturempfehlungen

  • Georgi, Dominik et al. (2019): ShareCity. Sharing-Ansätze, Sharing-Verhalten, Sharing-Strategien, Sharing-Cases in Städten. Springer. S. 1-33
  • Iaione, C. (2016). The CO‐city: Sharing, collaborating, cooperating, and commoning in the city. American Journal of Economics and Sociology, 75(2), 415-455

In dem Seminar sollen grundlegende empirische Analysemethoden in der Raumforschung vermittelt werden. Dazu soll zunächst in die Nutzung einer App zur mobilen Kartierung eingeführt werden. Mithilfe dieses digitalen Tools werden dann im Rahmen einer praktischen Aufgabenstellung Daten erhoben. Die erhobenen Daten sollen dann zunächst mit QGIS aufbereitet und dargestellt sowie anschließend mit grundlegenden quantitativen Auswertungsverfahren und der Unterstützung von Statistiksoftware analysiert werden.

Das Seminar findet in der Kompaktwoche (07.11. – 10.11.2022) statt!