SoSe 2022

„…der Garten [steht] beinahe schon metaphorisch für Ersatznatur, weil er die Antipoden Natur und Kultur zwangsläufig in sich vereint. Wo besser und direkter können wir den sorgsamen Umgang mit der Welt üben als in ihrem Mikrokosmos, dem Garten?“

(Dieter Kienast, Vorwort zu: Gärten.Gardens. Birkhäuser 1997)

Kein prominenter Stadtplatz, kein trendiger Park, kein städtebauliches Entwicklungsgebiet und kein internationaler Wettbewerb… einfach „nur“: Gärten. Mit der bewussten Reduzierung in Dimension und Komplexität der Aufgabenstellung wird der Blick auf die essentiellen Fragen der Gestaltfindung konzentriert.
Das Einführungsprojekt beschäftigt sich unter dem Titel private plot intensiv mit den Grundfragen des landschaftsarchitektonischen Entwerfens. Dabei stehen das Generieren eines hochwertig gestalteten FreiRaums und die Erzeugung von Atmosphäre und Sinnlichkeit des Ortes, z.B. durch die Wirkung von Licht und Schatten sowie den wohlüberlegten Einsatz von Materialien im Vordergrund. Die Maßstäblichkeit der Aufgabe fordert auch eine vertiefende Betrachtung des Details heraus. Als Untersuchungs- und Experimentierfeld bedienen wir uns des (scheinbar) „einfachen und gewöhnlichen“ Themas „Garten“. Wagen wir eine Prognose: Wir werden feststellen, dass ein Garten auch ganz anders aussehen kann, als man es gemeinhin erwartet. Wie spannend die Beschäftigung mit einem hausbacken scheinenden Thema sein kann. Und wie wenig benötigt wird um poetische Freiräume zu gestalten.

Das Projekt gliederte sich in drei Abschnitte, die inhaltlich miteinander verknüpft sind. Aufeinander aufbauende Fragestellungen und Garten-Recherchen führen schrittweise zu einem komplexen und vor allem überraschenden Gartenentwurf, der es schafft die bisherigen Vor-Bilder und die Welt der einschlägigen Garten-Zeitschriften hinter sich zu lassen. Neben Arbeitstechniken von Hand wie skizzieren, zeichnen und Modellbau sowie der Präsentation der eigenen Arbeitsergebnisse werden digitale Entwurfs- und Darstellungswerkzeuge vermittelt und trainiert. Die entwurflich-gestalterische Arbeit wird durch Filme zum Thema Garten und durch die Beschäftigung mit einschlägiger Literatur ergänzt. Wir werden zudem die ab Juni stattfindende documenta fifteen als Fundus für unsere Entwurfsarbeit nutzen.

Das Projekt richtet sich gemäß der Studien- und Prüfungsordnung explizit an Studierende der Fachrichtung Landschaftsarchitektur. Die Entwurfslösungen ordnen sich in einen architektonischen und stadträumlichen Kontext ein. Die intensive, gemeinsame Arbeit, soweit möglich in Präsenz im Projektraum, ist entscheidende Voraussetzung für einen erfolgreichen Projektverlauf. Das Projekt wird parallel für zwei Gruppen à ca. 20 Studierende angeboten.