Wo überlagern sich Umweltbelastungen und soziale Benachteiligungen? Wer hat Zugang zu Erholungsräumen, öffentlichen Parks und Grünflächen? Wie hängt eine ökologische Aufwertung von Stadtteilen mit sozialen Verdrängungsprozessen (sog. environmental gentrification) zusammen? Aus der Perspektive der Umweltgerechtigkeit bietet die Auseinandersetzung mit diesen und weiteren Fragen einen spannende Einblick und wichtige Erkenntnisse für eine nachhaltige Landschafts- und Stadtplanung. Dabei gilt es, nicht nur (angestrebte) gleichwertige Lebensverhältnisse im Hier und Jetzt in den Blick zu nehmen, sondern ebenfalls eine globale und intersektionale Perspektive von Umweltgerechtigkeit zu stärken.

 

Hierfür nähern wir uns im Rahmen der Blockveranstaltung verschiedenen Perspektiven und Konzepten von Umweltgerechtigkeit mit Kurzreferaten, interaktiven Austauschformaten und Diskussionsrunden an. Des Weiteren liefern die Bearbeitung von Fallstudien und vor-Ort-Begehungen Anwendungsbeispiele und veranschaulichen die Komplexität von Umweltgerechtigkeit.

 

Ziel des Seminars ist es, die Studierenden für Thematiken und Fragestellungen innerhalb der Umweltgerechtigkeit für die Landschafts- und Stadtplanung zu sensibilisieren. Dies soll sie befähigen, Möglichkeiten zu erkennen, entsprechende Gerechtigkeitskonzepte über das Seminar hinaus innerhalb der planerischen Praxis einzubinden und anzuwenden.

Das Seminar findet in der Kompaktwoche vom 9.-13. Mai statt.

Einführung in Planungstheorien mit Vorstellung ausgewählter paradigmatisch bedeutsamer Entwicklungen. Darstellung von Grundbegriffen sozialwissenschaftlicher, prozessbezogener Theorien (‚theories of planning‘) in der Stadt-, Regional- und Landschaftsplanung. Kritische Auseinandersetzung mit wichtigen theoretischen Perspektiven der letzten Jahrzehnte anhand von Planungsbeispielen: Rationalistische Theorien, Perspektivischer Inkrementalismus, kommunikative Theorien, Governance und Gouvernementalität, poststrukturalistische und agonistische Theorien, Postwachstums­planung und sozial-ökologische Transformationen. Planung, Politik und ethische Dilemmata; Planer:innen-Rollen; Planung und Populismus. Möglichkeiten der Entwicklung eigener theoriegeleiteter Forschungsdesigns. Theorien, Methodologien und Methoden. Neben Vorlesungsteilen und seminaristischen Blöcken wird sich die Veranstaltung auch mit einer Reflexion und theoretischen Einordnung von wichtigen Praxisbeispielen beschäftigen. Ziel ist es dabei, besser zu verstehen, wie das Planungssystem in die Gesellschaft eingebettet ist, wie Planungshandeln im Rahmen widerstreitender Interessen organisiert wird und an welche strukturellen Grenzen es dabei stößt.

Western societies need to make a rapid shift towards greater sustainability, also referred to as sustainability transitions. These processes have important spatial dimensions. Cities and urban agglomerations play a prominent role in this process, as they are not only major contributors to the current state of unsustainability, but also the places where change is likely to happen. According to the so-called multi-level perspective, change often starts in small niches and then expands to the level of technological and political regimes. Such niche activities can also be called real-world laboratories, urban living labs or experiments.

The overall aim of this course is to examine the spatial dimensions of the current socio-ecological crisis as well as the implications of the urgently needed socio-ecological transformations for cities, landscapes and regions. Specifically, students will be introduced to different aspects of sustainability labs and experiments in urban, regional and landscape planning.

The seminar consists of three parts. In the first part, the notions of planetary boundaries, Anthropocene, sustainability transitions, transformations, living labs, etc. are introduced through lectures and group discussions. The second part is dedicated to student presentations based on 1-2 international journal articles each. These will cover topics such as

- Scaling and rescaling of niche experiments,

- Participation and social selectivity,

- Power in transformation processes, and

- Success factors and enabling conditions.

Finally, in the third part, students are to prepare small case studies. In doing so, connections are to be made between the findings from the international journal articles and existing transition labs in Kassel or other places.

Students are expected to (a) complete a small assignment related to the introductory lectures, (b) give an oral presentation on a specific aspect of the overall topic, (c) engage with the Kassel case, (d) write a small report (no more than 10 pages each) and, above all, (e) actively participate in class discussions.

The course will be held in English. However, depending on the composition of the group, participants may also take part in German.

Ausgangspunkt des Projekts ist die Erkenntnis, dass unsere Art zu leben und zu wirtschaften sich in den nächsten Jahren umfassender und radikaler als bisher in Richtung größerer Nachhaltigkeit ändern muss, um die ökologischen Grenzen unseres Planeten nicht weiter zu überschreiten. Ökologische Themen sind dabei unauflösbar mit sozialen und ökonomischen Fragen verbunden, weswegen von sozial-ökologischen Transformationen gesprochen wird. Diese Transformationen müssen auch den Naturschutz sowie die Nutzung, Gestaltung und Entwicklung von Landschaften und Regionen einbeziehen; gleichzeitig kann der Naturschutz dabei zu einem wichtigen Impulsgeber werden (Leibenath et al. 2021).

 In dem Studienprojekt sollen aktuelle Denkansätze wie „Transformativer Naturschutz“ (Fougères et al. 2020; vgl. auch Büscher & Fletcher 2020), „Transformative Governance“ (Visseren-Hamakers et al. 2021) und „Transformationskapazität“ (Wolfram 2019) genutzt werden, um Möglichkeiten und Perspektiven einer transformativen Landschafts- und Regionalentwicklung am Beispiel unterschiedlicher deutscher Biosphärenreservate zu untersuchen. Biosphärenreservate bieten sich für ein derartiges Studienprojekt in besonderer Weise an, weil diese Großschutzgebiete ohnehin als Modellregionen nachhaltiger Entwicklung dienen sollen. Sie bilden somit mögliche Reallabore (Bergmann et al. 2021) für sozial-ökologische Transformationen, mit denen der Schutz der biologischen Vielfalt und der natürlichen Ressourcen mit den ökonomischen und sozialen Bedürfnissen der Menschen in Einklang gebracht werden soll.

Das Studienprojekt verbindet seminaristische Elemente (Ausarbeitungen und Referate) mit Akteurs-orientierten Methoden (Einzel- und Gruppeninterviews) sowie planerisch-strategischen Arbeitsschritten. Für Bachelor-Studierende wird der Schwerpunkt vor allem darauf liegen, sich mit dem Themenfeld ‚Naturschutz und Regionalentwicklung‘ am Beispiel von Biosphärenreservaten vertraut zu machen und anwendungsorientierte Konzepte zu erstellen. Master-Studierende sind hingegen eingeladen, stärker theoriegeleitet vorzugehen und planerisch-analytische Fallstudien zu erarbeiten.

Das Studienprojekt wird in Zusammenarbeit mit Nationale Naturlandschaften e. V. durchgeführt, dem Dachverband der Nationalparke, Biosphärenreservate, Naturparke und Wildnisgebiete in Deutschland (https://nationale-naturlandschaften.de).