3x3 – Ökologisches Bauen seit den 1970er Jahren

Zweiwöchentlich, Dienstags, 10–14 Uhr

Beginn: 19. April 2022

Dr. phil. Alexander Stumm


Ökologisches Bauen ist vor dem Hintergrund der Klimakrise ein Imperativ. Die derzeit diskutierten Ansätze sind aber nicht neu, sondern werden in den 1970er Jahren theoretisch entwickelt und praktisch umgesetzt. An der reformpädagogischen Gesamthochschule Kassel (heute Uni Kassel) entstanden eine Reihe besonders interessanter experimenteller Herangehensweisen. Drei prägende Protagonisten stehen im Seminar mit jeweils drei Ansätzen im Fokus (3x3):

Lucius Burckhardt: 

–Zirkuläres Bauen

–Der kleinstmögliche Eingriff

– Planung und Partizipation 


Gernot Minke: 

–Bauen mit Lehm

–Bauen mit lebenden Pflanzen

–Low-Cost Bauen


Thomas Herzog:

–Pneumatische Konstruktionen

–Solartechnik

–Energieeffiziente Gebäudehülle


Das Seminar arbeitet mit Texten sowie Dokumentationen der realisierten Projekte und nimmt mit einem Blick in die Uni-eigenen Archive (doku:lab) und Zeitzeugengesprächen außerdem die Netzwerk-Strukturen zwischen Lehrenden und Studierenden in den Fokus. Es möchte damit eine ganzheitliche, historische Perspektive für die unterschiedlichen, sich teils widersprechenden Ansätze des ökologischen Bauens entwickeln. Sie ist notwendig für ein Verständnis des aktuellen Diskurses und damit Fundament für ökologische Architektur der Gegenwart.

Die Ergebnisse des Seminars werden im Sommer in einer Pop-Up Ausstellung in der Forschungsstation Traces erstmals vorgestellt und in ausgearbeiteter Version im Jahr 2023 im Rahmen einer Ausstellungreihe zum 50-jährigen Bestehen des Fachgebiets ASL präsentiert.

Die Inhalte der Vorlesung „Stadttheorie der Moderne“ werden in diesem Begleitseminar gemeinsam diskutiert. Hierzu werden auch Gebäude und Quartiere aus Kassel herangezogen, um zu prüfen, wie sich die Theorien auf konkrete Praktiken und Örtlichkeiten auswirken.

Ausstellungen wie documenta manifestieren sich zunehmend außerhalb von Räumen, die als Ausstellungsorte gestaltet sind. Da bei diesem neueren Ausstellungstyp künstlerische und kuratorische Konzepte in Realräumen zugänglich gemacht oder aus bestehenden Situationen heraus entwickelt werden, stellt das städtische Geflecht als Ganzes sowie die hieraus ausgewählten Orte und Wege wichtige Elemente der Ausstellung dar. 

Für die documenta fifteen machte ruan grupa lumbung zum Ausgangspunkt des Ausstellungskonzeptes. Der indonesische Begriff für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune versinnbildlicht Grundsätzen wie Kollektivität, Verteilungsgerechtigkeit, Zusammenarbeit und Partizipation. lumbung ist hierbei zunächst als Metapher zu verstehen, nicht als konkreter Baukörper. Da Elemente der Stadt als Wahrnehmungsumgebungen die Architektur der Ausstellung bilden, können diese als kuratorisches Framings sowie als materielle Analogie zu lumbung betrachtet werden; die von der Ausstellung aktivierten Aspekte der städtischen Umwelt werden zu Bauelementen der größten Reisscheune der Welt.

Die Art und Weise wie documenta fifteen in Kassel verortet und die Ausstellungskonzeption u.a. in Form ausgewählter Teile der Stadt materialisiert, ist zentrales Thema dieses Seminars. Wir wollen untersuchen, wie die Ausstellung mit den kulturellen und sozio-historischen Kontexten der bespielten Umgebungen interagiert und wie mit wie auch gegen bestimmte Vorstellungen von Stadt und Gesellschaft, Ausstellungsraum und Ausstellungspublikum operiert wird. Wir befragen das Verhältnis von Ideen wie der lokalen Verankerung und der Präsenz von Praktiken, Vorstellungen und Ansichten außerhalb Europas; wir beleuchten wie lumbung die Architektur der Ausstellung informiert, betrachten lumbung gleichsam als architektonisches Modell der Ausstellung und erforschen, welche agency die Stadt als Form der documenta fifteen entwickelt.

Das Seminar strukturiert sich in zwei Hälften. Zunächst wollen wir in einzelnen Terminen zu Beginn des Semesters anhand historischer Beispiele und theoretischer Betrachtungen ein gemeinsames Instrumentarium zur Untersuchung der documenta fifteen entwickeln. Gegen Ende des Semesters veranstalten wir in der TRACES Forschungsstation am Lutherplatz einen mehrtägigen Workshop, der eine Schnittstelle zwischen der Ausstellung, der Stadtgesellschaft und der studentischen Forschung bietet. Hierfür entwickeln wir eine Pop-Up-Ausstellung, die den Rahmen für weitere dialogische Situationen bietet. Das Lehrangebot richtet sich gleichermaßen an Student:innen in A, S und L sowie der Kunsthochschule.


By focusing on textural sources, the course will explore the primary concepts of architectural theory developed from antiquity to the rise of the modern movement in the late 19th century. Harmony, symmetry, proportion, order, composition, style, ornament and beauty will be analyzed through the close reading of Vitruvius, Alberti, Barbaro, Filarete, Serlio, Vignola, Palladio, Scamozzi, François Blondel, Claude Perrault, J.-F. Blondel, Laugier, Wren, Shaftesbury, Guadet, Semper and Viollet-le-Duc. While geographically the theoreticians discussed in the course were all based in Europe, the implications of their concepts for architectural design and urban planning will be reviewed from the global perspective. The course will point at the role of architectural theory in imagining the ideal society based on harmonic cosmology and for the early experiments in social engineering.

Language of instruction: English.


Numerous cities and towns were heavily damaged and destroyed by the increased military power in the 20th and the 21st century. The unfolding tragedy in Ukraine calls for rethinking the urban consequences of the military conflicts in different historic periods and geographic environments. The Middle East, North Africa, the Caucasus have recently experienced the instances of urbicide, which brought with it un-planning, fragmentation and restructuring of urban fabric. Earlier in the 20th century urbicide was experienced by Europe, East and Southeast Asia. This course will explore the histories and strategies of the destruction of cities and towns and the consequences for the preservation of urban fabric under diverse military conditions across the globe. Students will be encouraged to contribute their personal reflections and observations upon the consequences of urbicide, the fragmented preservation, and the reconstruction that followed after the end of the active phase of the military conflict.

Language of instruction: English.


Ausgehend von einer kurzen Skizze der Entstehung des modernen Städtebaus seit dem 19. Jahrhundert fokussiert die Vorlesung ausgewählte Positionen von entwurfsorientierten Theorien der Stadt von 1933 bis heute (u.a. CIAM, Jane Jacobs, Aldo Rossi, Venturi/Scott/Brown, Colin Rowe/ Rob Krier, Rem Koolhaas, Smart City u.a.)

Die Vorlesung stellt einerseits den jeweiligen theoretischen Ansatz vor wie auch Beispiele für dessen architektonisch-entwurfliche Umsetzung und Entwicklung. Nicht zuletzt wird die Rezeptionsgeschichte der Theorien skizziert und eine Einordnung aus heutiger Sicht vorgenommen.

 

Zur Vorlesung wird ein Begleitseminar angeboten, in welchem die Inhalte der Vorlesung diskutiert und auf Baulichkeiten in Kassel bezogen werden. Die zusätzliche Teilnahme an dem Seminar ist freigestellt.