In den letzten anderthalb Jahren haben sich die alltäglichen Zeit- und Bewegungsmuster verändert. Viele Tätigkeiten, die zuvor mit anderen Orten wie z.B. der Schule oder dem Büro verbunden waren, fanden und finden nun innerhalb der Wohnung statt. Wohnungsnahe Freiräume, Parks und Plätze wurden wichtiger. Im Fokus des Einführungsstudios stehen daher die sich verändernden Lebensräume aller städtischen Bewohner, den Menschen, Tieren und Pflanzen: Wem wird wie viel Raum eingeräumt? Wo wird gewohnt? Wo gearbeitet? Wo Freunde getroffen? Wie bewegen wir uns zwischen den Orten? Und was erleben wir dabei?

An der Schnittstelle zwischen Stadt und Gebäude arbeitend, setzt sich das Studio mit den Möglichkeiten, bestehende Quartiere durch architektonische Interventionen an aktuelle soziale, kulturelle und ökologische Anforderungen anzupassen, auseinander.

Das Bearbeitungsgebiet ist ein Baublock im an die Kasseler Innenstadt angrenzenden Schillerviertel, dessen städtebauliche Grundstruktur am Raster orientiert ist. Die städtebauliche Analyse wird ergänzt durch eine Reihe von Formstudien, deren Ausgangspunkt die Blockstruktur des Quartiers. Die geometrisch-abstrahierten Transformationen werden hinsichtlich ihrer architektonisch-räumlichen Qualitäten untersucht.

Aufbauend auf diesen Ergebnissen und unter Berücksichtigung des aufgrund des Klimawandels sehr aktuellen Themas des tier- und pflanzenfreundlichen Bauens, wird gemeinsam ein über die Objektebene des Gebäudes hinausgehendes, den Stadtraum miteinbeziehendes Konzept entwickelt und mit Experten diskutiert. In architektonischen Interventionen werden die verschiedenen Möglichkeiten, in das Gefüge der Stadt einzugreifen – temporär, behutsam, als klarer Schnitt, radikal etc. – erprobt. Einzelne Aspekte wie z.B. ein Dachausbau, die Schließung einer Baulücke, ein Nutzungskonzept für die Erdgeschoßzone oder die Neugestaltung des Straßenraums können anschließend in Einzelarbeiten oder in Kleingruppen vertieft bearbeitet werden.

Das Studio spaziert den Spuren von Lucius Burckhardt folgend durch Kassel, diskutiert mit eingeladenen Experten zu unterschiedlichen Themen, veranstaltet kleine Workshops, in denen Techniken vermittelt und Themen reflektiert werden, arbeitet analog und digital, mit Bildern & Filmen, Tönen, Zeichnungen, Diagrammen, Collagen, Modellen, ...

In der Kompaktwoche reist das Studio gemeinsam nach Wien, um sich auf Spurensuche im heutigen Stadtbild zu begeben. Auf dem Programm stehen u.a. die Besichtigung der auf einem ehemaligen Flugfeld entstandenen „Seestadt Aspern“, ein Besuch in einem Wohnprojekt in dem neu entstehenden Wohnquartier „Sonnwendviertel“, ein Spaziergang durch die 2001 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Wiener Innenstadt sowie Gespräche mit Experten des Wiener Konzepts der sanften Stadterneuerung.

Erstes Treffen Donnerstag, 21.10.2021 (Ort wird noch bekannt gegeben)