Sowohl der Lebensmittelanbau im eigenen Garten oder in Gemeinschaftsgärten, als auch die Förderung bedrohter Tier- und Pflanzenarten sind aktuell wichtige Themen, wenn es um die Gestaltung von Siedlungsfreiräumen geht. Im Internet, in Zeitungen und Zeitschriften wird viel über Möglichkeiten geschrieben, wie Beiträge zur Biodiversität im eigenen Garten geleistet werden können oder welche Gemüse bei zunehmenden Temperaturen und Trockenheit noch angebaut werden können.

Tatsächlich sind die Themen Selbstversorgung, Biodiversität und auch der Umgang mit extremen klimatischen Ereignissen nicht so neu, wie es nach der Berichterstattung bisweilen scheint. Die erste größere Bewegung zur Selbstversorgung aus dem Garten im Siedlungsgebiet hatte ihren Höhepunkt um die Wende zum 20. Jahrhundert. Auch Architekt*innen und Landschaftsplaner*innen beteiligten sich an der Suche nach städtischen Lebensmodellen mit der Option, Lebensmittel für den Eigenbedarf zu produzieren. Ein Beispiel aus dieser Phase der Gartenstadtbewegung gibt es auch in Kassel. Die Riedwiesensiedlung steht inzwischen unter Denkmalschutz und wird noch immer von Genossenschaftsmitgliedern bewohnt und teilweise auch begärtnert.

Nun gibt es den Wunsch, die Gartengestaltung nicht nur vermehrt an Forderungen nach Biodiversität und den allgegenwärtig wirksamen Klimawandel anzupassen, sondern auch die Selbstversorgung wiederzubeleben, die über die Jahre immer weiter abgenommen hat. Doch während zu Anfang der Siedlungszeit Wege gefunden werden mussten, das Feuchtgrünland zu entwässern, um es überhaupt besiedeln zu können, wird das Wasser mittlerweile knapp und es braucht neue Ideen, wie ein sinnvoller Umgang mit dem Wasser aussehen kann, das durch Regen anfällt oder in den beiden Bächen durch die Siedlung fließt.

Im Projekt sollen auf Grundlage von Vegetationsaufnahmen, Strukturkartierungen und Interviews mit den Bewohnenden Handlungsempfehlungen für eine zukunftsweisende Gartengestaltung und -nutzung im Quartier erarbeitet werden. Dabei sollen typische Elemente wie der Obstbaumbestand mitgedacht und Optionen für eine sinnvolle Umgangsweise mit denkmalschutzrechtlichen Vorgaben aufgezeigt werden.

1. Termin: Donnerstag, 18.04.2024 um 14:00 Uhr, Gottschalkstr. 26 (Hafeka), R. 3106 (Projekttreffen danach immer dienstags)

Anfang des 20. Jahrhunderts sind viele genossenschaftliche Siedlungen entstanden. Häufig ging es nicht nur darum, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sondern sich mit Obst und Gemüse zu möglichst großen Anteilen auch selbst versorgen zu können. Deshalb gehören zu den Siedlungen dieser Zeit häufig auch Gärten, mal mehr und mal weniger großzügig dimensioniert.

Lebensmittel selbst anzubauen liegt seit einigen Jahren nun wieder voll im Trend. Die Gelegenheit dazu bieten neben Urban-Gardening-Projekten, Selbsterntefeldern etc. eben genau solche Siedlungsstrukturen aus der Zeit der Gartenstadt-Bewegung, wo jedem Haus oder jeder Wohnung auch ein (Stück) Garten zugeordnet ist. Wir wollen uns in diesem Semester an praktischen Beispielen damit beschäftigen, ob und in welchem Umfang Selbstversorgung (noch) eine Rolle spielt in diesen Siedlungen und inwiefern dabei auch der Trend des gemeinschaftlichen Gärtnerns gelebt wird in einer Genossenschaft.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Frage danach, wie sich Klimawandel und Biodiversitätsverlust auf das Tun im eigenen Garten auswirken: Welches Gemüse kann bei zunehmender Trockenheit noch angebaut werden? Wie kann anfallendes Niederschlagswasser sinnvoll eingesetzt werden? Wie lassen sich Selbstversorgung und Biodiversitätsförderung miteinander verbinden? Welche neuen Möglichkeiten ergeben sich vielleicht auch durch die Klimaveränderungen, wachsen bei uns bald lauter Südfrüchte in den Gärten?

Um das in Erfahrungen zu bringen, soll mit Vegetationsaufnahmen gearbeitet und es sollen Interviews geführt werden. Davon ausgehend werden dann Handlungsoptionen für zeitgemäßes bzw. zukunftsweises Gärtnern zur Selbstversorgung und für einen sinnvollen Umgang mit Klimawandel, Biodiversitätsverlust und zunehmender Wasserknappheit im eigenen oder genossenschaftlichen Garten entwickelt.

1. Termin: Donnerstag, 18.04.2024 um 14:00 Uhr, Gottschalkstr. 26 (Hafeka), R. 3106 (Projekttreffen danach immer dienstags)