Kompaktseminar (Webinar):

Aus den Reihen der Naturwissenschaften ist kürzlich erneut eine Diskussion über den mutmaßlichen Beitrag der Philosophie zum wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt angestoßen worden. Der Physiker Lawrence Krauss verschärft diese, seit jeher kontrovers geführte Debatte angesichts seiner These, das „übelste Teilgebiet der Philosophie“ sei die Wissenschaftsphilosophie.

Was die Protagonisten dieses Angriffs, der sich speziell auf die Philosophie der Naturwissenschaften richtet, offenbar nicht bedenken: es war ausgerechnet ein Physiker, der bereits 1906 den Erkenntnisprozess der physikalischen Wissenschaften sehr gründlich und umfassend reflektiert. Mit seiner vielbeachteten Monographie „La théorie physique: son objet, et sa structure“ legte er den Grundstein insbesondere für die logischen Analysen der klassischen Wissenschaftstheorie während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und aller nachfolgenden wissenschaftsphilosophischen Ansätze und Strömungen.

Ergänzend zu allgemeinen Einführungen in Grundfragen und Problemstellungen der Erkenntnistheorie und der Wissenschaftsphilosophie soll in diesem Kompaktseminar eine Fokussierung auf die Wissenschaftstheorie der Physik vorgenommen werden. Im Vordergrund stehen Fragen zum Aufbau, zur Funktion, zur Genese und zum Geltungsanspruch physikalischer Theorien, zur Rolle von Naturgesetzen und Modellen sowie zum Verhältnis von Theorie und Empirie.

Die Teilnehmenden sollen sich im Rahmen einer intensiven Lektüre („Guided Reading“) und Analyse des wissenschafts- und erkenntnistheoretischen Hauptwerks von Pierre Duhem sowohl den historischen als auch systematischen Zugang zur Wissenschaftsphilosophie möglichst selbständig erarbeiten. Darauf aufbauend sollen grundlegende erkenntnistheoretische Fragen und Probleme der Naturwissenschaften diskutiert werden.

Literatur:  Wird im 1. Blocktermin und in moodle angegeben.

Termine: Siehe HISPOS

Teilnahmebeschränkung: 30 Personen

The seminar introduces conceptual, theoretical and methods building blocks of sustainability science as an emerging body of knowledge. Starting with the origins of sustainability science, the seminar problematizes knowledge and modes of knowledge production for sustainability transformation. By inviting students' perspectives on foundational papers of sustainability science, it seeks to contribute to an incipient philosophy of science of sustainability science.

Die Frage, was unter der Natur zu verstehen ist und wie man mit der Natur umgehen soll, beschäftigt die Philosophen von der Antike bis in unsere Zeit. Dabei bilden sich schon in der mythischen Dichtung des griechischen Altertums die entscheidenden Motivstränge heraus, welche die Diskussion der Folgezeit prägen: So geht es zum einem um die Durchdring dessen, was die Natur ihrem Wesen nach ist. Zum anderen aber gilt es, den Ursprung der Dinge zu bestimmen und die Frage nach ihrem Werden und Wachstum zu beantworten. Im Rahmen dieser Auseinandersetzung wird durch den Neuplatoniker Plotin (ca. 205-270 ) in der  Spätantike eine eigene spekulative Strömung der Naturphilosophie begründet, die beim Prinzip des Einen ihren Ausgangspunkt nimmt. Aus dem Einen gehen im Sinne einer hierarchischen Abstufung Geist und (Welt)Seele hervor, wobei die Natur den Aspekt der Weltseele darstellt, der sich mit der Materie der Dinge verbindet. Die neuplatonische Einbettung des Naturbegriffs in eine strenge Einheits- und Geistmetaphysik wird in späteren Epochen mannigfach aufgegriffen und variiert. So entwickelt der Renaissancedenker Giordano Bruno (1548-1600) auf dem Boden des Neuplatonismus ein Verständnis von der Natur, in dem alle gegensätzlichen Erscheinungen ihre Wurzel in der Einheit haben. In diesem Sinn können weder Weltseele und Materie voneinander getrennt werden, noch einander entgegengesetzte Phänomene wie Wärme und Kälte ohne den Gedanken ihres einheitlichen Ursprungs begriffen werden. Angeregt von den Vorstellungen Brunos interpretiert Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854) die Naturerscheinungen als Ergebnis eines durchgehenden Kampfes polarer Gegensätze, der sich in einander über- und untergeordneter Stufen realisiert. Freilich lassen sich innerhalb der langwierigen Auseinandersetzung um den Begriff der Natur auch andere Modelle ausmachen, die den rein spekulativen Charakter der neuplatonischen Tradition verlassen. Als Beispiel hierfür soll auf Francis Bacon  (1561-1626) verwiesen werden, der – obwohl die Natur immer auch eine gebende Kraft bleibt – dennoch die experimentelle Erforschung und intensive Nutzung der Natur fordert.

Das Seminar ist für das ITALICUM geöffnet. Ein Moodle-Kurs wird eingerichtet.