In Krisenzeiten, wenn unsere Regionen, Städte und Quartiere mit Problemen und Herausforderungen konfrontiert werden, deren Lösungen weit über die Grenzen der Nationalstaaten hinausgehen, lebt die – sonst eher unterschwellige – Diskussion um Bedeutung und Zukunft der Europäischen Union wieder auf. Auch in den letzten Jahren, als Klimawandel, globale Pandemie und Ausbruch des Ukraine-Krieges unsere Gesellschaften in eine Mehrfachkrise warfen, deren Ausgang heute unsicher denn je scheint. Vor diesem Hintergrund nehmen derzeit Beschlüsse und Haltung der europäischen Institutionen entscheidende Rollen ein und prägen das politische Leben in den verschiedenen Mitgliedsstaaten wesentlich. Dies betrifft auch die Städtebaupolitik. Zur Bekämpfung von „Klimawandel und Umweltzerstörung“ rief die Europäische Kommission am 11. Dezember 2019 das European Green Deal ins Leben, ein Leitbild zur Umgestaltung Europas zum „ersten klimaneutralen Kontinent“, das in den kommenden Jahrzehnten zahlreiche Investitionsprogramme orientieren wird, auch diejenigen, die sich mit der Erneuerung unserer Städte und Quartiere befassen. Noch nie waren Politik und planerische Institutionen – bei uns in Deutschland sowie im europäischen Ausland – mit Steuerungsinstrumenten und Fördermechanismen der Europäischen Union so intensiv konfrontiert.

Doch wie haben sich die Europäische Union und deren Politik historisch entwickelt? Mit welchen Instrumenten fördert die EU Stadterneuerungsprozesse auf lokaler Ebene? Welche Rolle spielt die Umweltfrage dabei? Ziel dieses Seminar ist eine ausführliche und kritische Diskussion über die Bedeutung von Richtlinien, Instrumenten und Förderprogrammen der Europäischen Union für die Gestaltung von nachhaltigen Stadterneuerungsprozessen. Die Veranstaltung sieht den Einsatz verschiedener Methoden und die Verwendung verschiedener Quellen vor. Die Diskussion im Plenum bildet den Kern der Veranstaltung. Hier werden auch Aspekte und Fallbeispiele gemeinsam festgelegt, die im Laufe des Seminars vertieft werden. Vorträge von dem Dozenten sowie von eingeladenen Gästen aus der Politik und Praxis sollen dazu dienen, direkte Erfahrungen zu den Themen des Seminars zu teilen und Fragen für die Diskussion im Plenum aufzuwerfen.

Das Masterseminar gibt eine Einführung in die Erfolgsbewertung im Zusammenspiel von Evaluation, Monitoring und Controlling in der Stadtentwicklung mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Stadterneuerung, wo eine Evaluation von Städtebauförderprogrammen Verfassungsrang hat. Diese Facette der Stadt- und Regionalplanung bleibt meistens aufgrund des starken Schwerpunkts auf der Entwicklung von Konzepten unterbelichtet, so dass systematisches Lernen von und in der Praxis nur allmählich ausgebaut wird. Angehende Planer*innen werden mit diesem schwierigen Thema in der Praxis aber zunehmend konfrontiert und sind kaum hierauf vorbereitet. Hier setzt das Seminar ein und vermittelt diesbezügliche Grundlagen.

Mit seiner reichen Wasserlandschaft liegen mehrere historische sowie neue ägyptische Städte am Wasser, wie z. B. Alexandria, Port Said, Port Foad und New Mansoura am Mittelmeer, Balteem am Burullus-See sowie die Hauptstadt Kairo, durch die der Nil fließt. Heutzutage sind diese Städte wegen der rapiden Urbanisierung zahlreichen urbanen und sozialen Herausforderungen wie z. B. Verkehrschaos, Privatisierung der Wasserfront, informell-bauliche Maßnahmen ausgesetzt. Darüber hinaus werden historische Anlagen in Ufernähe aufgrund mangelnden Gemeinschaftsbewusstseins und der wirtschaftlichen Herausforderungen ignoriert und vernachlässigt. Leider haben die verschiedenen ägyptischen Regierungen es versäumt, umfassende Ansätze für die Entwicklung dieser Städte zu finden. Außerdem erlebt Ägypten seit der Revolution des Jahres 2011 tiefgreifende soziale und politische Herausforderungen, die die Ansätze und Entwicklungsstrategien für die Städte wieder negativ beeinflussen. Infolgedessen werden die folgenden Fragen behandelt: Welche Versuche wurden bisher umgesetzt, um die obengenannten Herausforderungen zu bewältigen? Inwieweit waren diese Versuche erfolgreich? Welche Rollen spielen die verschiedenen Stakeholder bei der Entwicklung und Umsetzung der städtebaulichen Strategien und Interventionen in diesen Städten? Welche Strategien und Interventionen werden noch benötigt? Das Seminar beschäftigt sich nicht nur mit stadtplanerischen und sozialen Themen, wie zum Beispiel umfassenden Stadterneuerungsstrategien und der Rolle der Gesellschaftsorganisationen bei diesen Strategien sowie der Frage, wie die Stadt und das Wasser sich gegenseitig beeinflussen, sondern auch mit städtebaulichen und architektonischen Fragen z. B. bezüglich der Gestaltung öffentlicher Räume und der Umnutzung einiger historischer Anlagen vor Ort. Im Mittelpunkt steht dabei das Thema Stadterneuerung der Stadt am Wasser.

Durch die Corona-Pandemie wurde ein Wandel der Arbeitswelt angestoßen: Stichwort HomeOffice. Seither wird über die Verringerung von Büroflächen diskutiert - und welche Potenziale für eine nachhaltige Stadtentwicklung dadurch frei werden.

Am Beispiel des Gewerbe- und Mischgebietes Vahrenwalder Straße in Hannover sollen auf unterschiedlichen Betrachtungsebenen (Stadtzusammenhang, Quartiersbezug und Gebäudeebene) Antworten und Lösungen erarbeitet und im Laufe des Projektes miteinander in Bezug gesetzt werden, um Vorschläge für eine attraktive, nachhaltige und resiliente Quartiersentwicklung zu erarbeiten.

Das Seminar beschäftigt sich interdisziplinär mit aktuellen Fragen des Wohnens im Kontext der Stadtentwicklung.

Im 1. Teil stehen dabei – sowohl mit Bezug zu Neubau als auch Bestandsentwicklung - typologisch-städtebauliche Themen im Mittelpunkt (Wie sehen heute Wohnquartiere aus? In welche städtebaulich-funktionalen Kontexte sind sie eingebettet?), wohnungswirtschaftliche (Wer baut heute Wohnungen? Wer fragt welche Wohnungen nach? Wie funktionieren Wohnungsmärkte? Welche Rolle hat der Staat in diesem Zusammenhang?), wohnsoziologische (Wer wohnt wo? Wie wird gewohnt? Wie hängen soziale und kulturelle Merkmale mit dem Wohnen zusammen, etwa Einkommen und Lebensstil?) und natürlich der gesamte Bereich von Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik. Neben Grundlagen werden vor allem aktuelle Fallstudien behandelt, etwa Städte mit interessanten wohnungspolitischen Ansätzen, innovative Quartiere oder interessante Trägerformen.

 

Grober Überblick über den geplanten Ablauf:

- Überblick über aktuelle fachpolitische und fachliche Diskussionen

- Wohnsoziologie, Haushaltstypen, Milieus, Lebensstile usw.

- Grundlagen der Wohnungswirtschaft, Wohnungsmärkte, Wohnungspreise usw.

- Akteure im Wohnungswesen zwischen Markt und Staat

- Kooperationsformen im Wohnungswesen

- Wohnungspolitische Instrumente, Wohnungsbauförderung, preiswertes Wohnen

- Wohnungstypologien, Grundrisse, Wohnhäuser, Freiraum usw.

- Quartierstypen vom Einfamilienhausgebiet bis zur Großsiedlung, gemischte Wohnquartiere usw.

- Gastvorträge von Expert*innen

 

Der 2. Teil befasst sich mit einem wesentlichen, aber deutlich unterschätzen Segment der Wohnraumversorgung: Dem Einfamilienhaus. Etwa die Hälfte aller Wohnungen in Deutschland befinden sich in Ein- und Zweifamilienhäusern. Noch immer wird diese Wohnform von den meisten Befragten als ihr Wohntraum bezeichnet. Zugleich wird der Flächenverbrauch dieses Siedlungstyps zu Recht zunehmend kritisiert. Welchen Reiz hat diese Wohnform, welche nachhaltigeren Alternativen gibt es?

 

Im Seminars wird der Geschichte des Einfamilienhauses und dem nach wir vor überwiegenden Wunsch nach dem Leben in dieser Wohnform nachgegangen. Vorstellungen eines friedlichen und entspannten Privatlebens (und auch dem kongruenten politischen Ziel der Eigentumsförderung), steht die inzwischen konsensuale Bedeutung einer möglichst ressourcenschonenden Siedlungspolitik entgegen.

Warum ist das Einfamilienhaus die mehrheitlich angestrebte Wohnform? Welche eigenen biographischen Erinnerungen, welche sozialpsychologischen Erwartungen sind damit verbunden? Dies wird – nach der Diskussion von historischen und statistischen Grundlagen – die erste, persönliche Frage an alle Teilnehmenden sein, die mit wissenschaftlichen Untersuchungen und Theorien zur sozialen Praxis unterstützt wird.

Dem gegenüber stehen die Forderungen nach einer ressourcenschonenden Siedlungsentwicklung mit möglichst geringem Flächenverbrauch – zugleich aber auch nach einer Form der Verdichtung, die ökologische Komponenten (Artenvielfalt, Regenwassermanagement, Kleinklima) zulässt und eine hohe Resilienz ermöglicht.

Welche Alternativen gibt es? Eigene und international beispielhafte Lösungsvorschläge werden diskutiert und eingeordnet. Diese beziehen sich auf Gebäude und Parzelle ebenso wie auf die Siedlungsstruktur und auf die Beteiligung der Bewohner:innen. Kurzvorträge und Schlaglichter auf verknüpfte Themen (Soziale Praxis, Immobilienkrise USA, Siedlerbewegung Wien u.ä.) erweitern möglichst den Blick auf die Fragestellung.

Nicht vernachlässigt werden soll die Frage der praktischen Handlungsspielräume im Beruf: Welche planerischen Vorgehensweisen und Instrumente sind geeignet, die erarbeiteten Positionen zu vertreten und zu implementieren? Welche Grenzen haben diese, welche beiläufigen und unbeabsichtigten Wirkungen können eintreten?

Die Veranstaltung setzt sich aus einem Mix von Inputs (Studierende, Dozent), wechselnden Arbeitsgruppen und Diskussionen zusammen. In begrenztem Umfang können gerne eigene Themen der Studierenden aufgegriffen werden. Zwischen den Terminen sind Ortsbesichtigungen und Gruppenarbeiten erforderlich.

Ziel dess Veranstaltungsteils ist die Entwicklung einer eigenen (oder auch kollektiven) Position zu einem großen Widerspruch der Wohnungspolitik, der sich zwischen der politischen Zielstellung einer klimagerechten Transformation und individuellen Wünschen an das eigene Leben aufspannt.

 

Methodische und fachliche Kompetenzen

-     Fähigkeit der Analyse und Differenzierung von wissenschaftlichem Material, Textanalyse

-     Kritische Reflektion und Systematisierung eigener Lebenserfahrung und eigener Werte

-     Aufarbeitung von Argumenten (Kriterien) und Training des Vortrags

-     Auswertung und Hinterfragen statistischer Daten

-     Induktive Methodiken (Beobachtung, Einzelfälle und Übertragbarkeit)

-     Deduktive Methodiken (Auswertung von Material und Gesetzestexten und Transfer in aktuelle Zusammenhänge)

-     Konzeptionelle Entwürfe


»Kein Mensch lebt im Augenblick.«     Aleida Assmann

 Zum baukulturellen Erbe der Moderne gehören Orte mit Bezug zu nationalsozialistischen, faschistischen, nationalistischen oder sozialistischen Regimen und Staatssystemen – Orte, die an Unrecht und Verfolgung, Zerstörung und Rassismus, an Tötung, Zwangsarbeit und menschenverachtende Ideologien erinnern.

Mit unangenehmen – ›unbequemen‹ und ›dissonanten‹ (Turnbridge & Ashworth 1996), ethisch belasteten Erinnerungen und Assoziationen belegte Orte und Bauten der NS-Zeit stehen im Fokus des Seminars. In den Kontroversen und Konflikten um dieses ›unbequeme‹ Erbe spielen immer auch konkurrierende und mehrdeutige Interpretationen und Lesarten der Vergangenheit eine Rolle. Genauso können aber auch die aktuelle Nutzung und der Umgang mit historischen Orten und Stätten zu Dissonanzen führen. Was kann Denkmal sein, was ist ein Erinnerungsort? Welche Bedeutung haben Orte für die Konstruktion von Erinnerungsräumen? Wie gehen wir mit dem besonderen Erbe von Rüstungsindustrie, Zwangsarbeit, Verfolgung und Vernichtung um? Wie kann dieses Erbe klug und behutsam in die Stadt- und Landschaftsplanung eingebunden und Geschichte vermittelt werden?

Vielerorts in Europa ist das ›unbequeme‹ Erbe stark vernachlässigt, nicht für die Öffentlichkeit zugänglich und vom Abriss und Verfall bedroht. Akteure der Stadtentwicklung sind mit den Herausforderungen des Erhalts, der Verwaltung und des Einbezugs von Denkmälern und Erinnerungskulturen in Stadtentwicklungskonzepte konfrontiert. Insofern ist eine Analyse der historischen und kulturellen Bedingungen, politischen Faktoren, sowie auch persönlichen Überzeugungen und Motivationen der beteiligten Akteure von großer Bedeutung für raumbezogene Erinnerungsnarrative – für den Zusammenhang von Praktiken des Erinnerns und erinnerten/erinnernden Orten, Dingen, Menschen, Ereignissen und Vorstellungen von Vergangenheit.

 

Zunächst werden wir im Seminar Grundlagen erarbeiten, indem wir aktuelle Diskurse und Forschungen zum ›dissonant heritage‹ und Erinnerungskulturen dokumentieren, analysieren und diskutieren. Darauffolgend wenden wir uns einzelnen Fallbeispielen zu

(STALAG Trutzhain, Rüstungsindustrie in Hirschhagen und Stadtallendorf) und fragen nach der baulichen Struktur und dem planerischen Umgang der Gegenwartsgesellschaft (Nachnutzung, Geschichtsvermittlung) mit diesem Erbe.

Eine Mischung von Lernmethoden stärken Recherche-, Darstellungs- und Vermittlungskompetenzen für die berufliche Praxis und Abschlussarbeiten.

 

Ziel des Seminars ist die Erarbeitung eines Kompendiums von Visual Essays und die Veröffentlichung der Seminarergebnisse in einer Fachzeitschrift. Hierzu werden eigenständig wissenschaftliche Fragestellungen entwickelt (gleichfalls Einübung zentraler Kompetenzen für die spätere Erstellung von Masterarbeiten) und Konzepte für einen geschichtsbewussten, stadtplanerischen Umgang mit ›unbequemen‹ Orten und Bauten skizziert.

 

Teilnahmevoraussetzungen: Grundkenntnisse der Stadt- und Planungsgeschichte; Bereitschaft zur Textlektüre und ausgeprägtes Interesse an geschichtlichen Themen; Bereitschaft zur Teilnahme an 3 Exkursionen, die über den Zeitrahmen des Seminars (freitags, 10–14 Uhr) hinausgehen (Dauer: freitags, 9–16 Uhr an 3 Exkursionstagen).

Alle Exkursions-Ziele sind für Studierende mit dem Semesterticket ohne Kostenaufwand erreichbar.

 

Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 15 begrenzt.

 

Literatur/Material:

 

Assmann, Aleida (1999): Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses, München.

 

BBSR (2021): Dissonant Heritage – Integrierte Ansätze für das unbequeme Erbe in Europa. Forschungsprojekt, ExWoSt; URL: www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/exwost/Forschungsfelder/2021/dissonant-heritage/01-start.html [zuletzt aufgerufen am 21.06.2023]

 

Bernhardt, Katja (2009): Erinnerungskultur und Regionalgeschichte, München: Meidenbauer.

 

Cornelißen, Christoph (2012): Erinnerungskulturen, Version 2.0, docupedia-Zeitgeschichte, 22.Oktober 2012, URL: http://docupedia.de/zg/cornelissen_erinnerungskulturen_v2_de_2012 [zuletzt aufgerufen am 23.08.2023]

 

Erinnern ist Zukunft. Demokratie stärken mit Erinnerungskultur, Positionspapier des Deutschen Städtetages, Juni 2023,

URL: https://www.staedtetag.de/files/dst/docs/Publikationen/Positionspapiere/2023/positionspapier-erinnern-ist-zukunft-2023.pdf [zuletzt aufgerufen am 23.08.2023].

 

Hessische Landeszentrale f. Politische Bildung (2014): NS-Geschichte vermitteln: Gestern – Heute – Morgen. Aspekte der hessischen Erinnerungskultur (= Hessische GeschichteN, 1933–1945, 7/2014), Wiesbaden: Hessische Landeszentrale f. polit. Bildung.

 

»Kein Mensch lebt im Augenblick.« Aleida Assmann im Interview mit Vera Müller, Forschung & Lehre, 5. Juli 2021, URL: https://www.forschung-und-lehre.de/zeitfragen/kein-mensch-lebt-im-augenblick-3836 [zuletzt aufgerufen am 18.08.2023].

 

Knoch, Habbo (2020): Geschichte in Gedenkstätten. Theorie – Praxis – Berufsfelder, Tübingen: Narr Francke Attempto/utb.

 

Kulturpolitische Mitteilungen, 171 – IV/2020: Streitfall Erinnerungskultur.

 

Maus, Gunnar (2015): Erinnerungslandschaften: Praktiken ortsbezogenen Erinnerns am Beispiel des Kalten Krieges. Kiel: Selbstverlag des Geographischen Instituts, Kiel. (= Kieler Geographische Schriften).

 

Singh, Ajit/Meißner, Kathrin (2021): Geplante Erinnerung. Vom Raumwissen zum Erinnerungsort in der kooperativen Stadtplanung, Moderne Stadtgeschichte 1/2021: Städtisches Wissen, 69–82.

 

Turnbridge, John E./Ashworth, Gregory J. (1996): Dissonant Heritage. The Management of the Past as a Resource in Conflict, Chichester: Wiley.

 

 

Pflichtlektüren und weitere Literaturempfehlungen werden zu Beginn des Seminars bekannt gegeben.


Einleitung

Urban Akupunktur (UA) wurde erstmals 1983 als Methode zur Datenerhebung, Analyse und Gestaltung eingeführt. Mit Hilfe ihrer Strategien bietet sie zeitnahe räumliche Lösungen, indem sie Ansätze für alltägliche Interventionen in kleinen städtischen Räumen aufzeigt, die wiederum einen positiven Folgeeffekt erzeugen. Dazu wird evaluiert, inwieweit die UA-Theorie den Beitrag der Einheimischen zur Lösung der Probleme des städtischen Lebens in ihren Städten durch eine umfassende Stadterneuerungsdiskussion verbessert. UA zielt also darauf ab, sich auf jeden potenziellen Raum in der Stadt auszuwirken. Sie kann manchmal durch Kunst umgesetzt werden und wird oft als die „wahre Kunst unseres städtischen Kontextes“ bezeichnet.

Deshalb unterscheidet sie sich von der bisher angewandten Strategie der umfassenden Stadterneuerungsmaßnahmen. Es handelt sich um eine lokalisierte, kleinmaßstäbliche Interventionsmethode. Da dieser Ansatz von den Bewohnern vor Ort beeinflusst werden sollte, die über ein begrenztes Budget und begrenzte Ressourcen verfügen, muss er von der kleinsten Ebene der Stadtentwicklung ausgehen.

 Hintergrund

Resträume oder „Die Grauen Flecken“ der autogerechten und funktionalen Stadt Kassel

Im Kontext des sehr heterogenen Stadtgefüges, in dem viele unterschiedliche Stadtstrukturen koexistieren häufen sich unzählige Rest- und Zwischenräume oder sogenannte „Graue Flecken“ die in der klassischen Stadtplanung selten oder kaum Berücksichtigung finden.

Solche unbeachteten Brachflächen bieten ein großes Potential für die Entwicklung verschiedenster Strategien der Urbanen Akupunktur und stellen für dieses Projekt den zentralen Handlungsrahmen dar.

Ziel und Inhalt

Auf der Suche nach den „Grauen Flecken“ schwärmen wir zunächst als große Gruppe zu einer urbanen Entdeckungsreise in fünf ausgewählte Stadtteile aus. Typische für die UA geeignete Resträume / Brach- oder Freiflächen sollen zusammengefasst und ihre charakteristischen Eigenschaften herausgearbeitet werden. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für die folgende, vertiefende Bearbeitung.

In kleinen Gruppen können die Studierenden nun spezifische Strategien der UA für die fünf ausgewählten Orte entwickeln und vertiefen. 

Hierbei stehen folgende Fragen im Vordergrund:

  • In welcher Weise können die Akupunkturpunkte entdeckt und identifiziert werden?
  • Welche Maßnahmen „Nadeln“ eignen sich für diese Orte?
  • Wie können die Entwicklungspotenziale des ausgewählten Stadtteils gefördert werden und wie können leere, brachliegende Flächen und verlassene Grünräume reaktiviert und revitalisiert werden?
  • Welche Strategien der Urbanen Akupunktur können einen Beitrag zu mehr Lebensqualität und Inklusion leisten?
  • Welche Akteure können und sollten mit einbezogen werden?

Entwurf:

Je nach gewähltem Ort und gewählter Strategie sollen die Entwürfe vertieft werden und in angemessenen Maßstäben dargestellt und ausformuliert werden. Es können hierbei theoretische und praktische Ansätze verfolgt werden. Im Anschluss an dieses Projekt können Rahmen einer Summerschool im Sommersemester gfs. auch 1:1 Projekte umgesetzt werden.

Aufgaben:

  • Während des Semesters werden allgemeine und entwurfsspezifische Aufgaben von den Studierenden bearbeitet
  • In Zwischenpräsentationen der gesamten Projektgruppe werden diese für den gemeinsamen Austausch vorgestellt
  • Teilnahme an einer Winterschule/Exkursion im Libanon (vgl. unten)
  • Booklet-Dokumentation für die Winterschule

 

Credits: 12

 Infos: 

Dieses Modul wird von der FG Stadterneuerung und Planungstheorie und der FG Städtebau angeboten.

Dieses Modul ist Teil eines DAAD-Kooperationsprojekts zwischen vier Universitäten: Universität Kassel - Deutschland, Universität Babylon - Irak, Arabische Universität Beirut - Libanon, und Universität Alexandria - Ägypten. Studierende aller vier Universitäten werden an einer 6-tägigen Winterschule im Libanon teilnehmen, die unter dem Titel „Urban Acupuncture: Achieving Livability and Inclusivity by Revitalizing Historic Urban Neighborhoods“ steht und in der die Methoden der Urban Acupuncture vor Ort eingeübt werden. Aufgrund der Abstimmung mit den internationalen Partnern muss diese ausnahmsweise nicht in der Exkursionswoche, sondern in der Woche vom 27.11. bis zum 01.12. stattfinden.

 Die Teilnahme an der Exkursion in Beirut ist verpflichtend. Eine Finanzierung ist für 7 Studierende inkl. Reise- und Unterkunftskosten vorgesehen. Weitere Finanzierungsmöglichkeiten bestehen ggfs. nach der Einwahl über Shosta-Stipendien.

Weitere Informationen über die Winterschule finden Sie auf der folgenden Website:

 https://urbanacupuncture.de/programs/winter-school-in-lebanon/

 Das Projekt Urbanen Akupunktur – Kassel in Between wird von M.Sc. Mohammed Alfiky und Dipl. Ing Jens Wolter betreut.

 

Erstes Treffen: Dienstag, 24.10.23 um 14 Uhr

Betreuung: Dienstags ab 14 Uhr

 Verfasser*innen pro Projektarbeit: Zweier- oder Dreiergruppen

 


Das Einführungsstudio möchte: a) einen Kasseler Stadtteil mit seinen Strukturen und Entwicklungen kennenlernen, b) auf Basis eines Stärken-Schwächen-Profils und einer umfassenden Stadtteilanalyse durch Kartierung die Besonderheiten des Stadtteils herausarbeiten

c) konzeptionelle Handlungsempfehlungen in bestimmten Vertiefungsgebieten entwickeln.

d) verschiedene Nutzungskonzepte in Kleingruppen entwickeln

 

Lernziele: Kennenlernen und Anwenden verschiedener Methoden der Stadtanalyse. Fachliche Teilthemen sind neben Demografie, Bau- und Verkehrsstruktur vor allem der Bereich Soziales/Jugend/Freizeiteinrichtungen. Hoher Wert wird auf die Ergebnisdarstellung in Texten, Grafiken, Karten und Plänen gelegt.

Zudem werden Grundlagen der konzeptionellen Stadtentwicklung vermittelt. Es geht im Einführungsstudio darum, den Studierenden zu vermitteln, wie ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept aufgebaut ist und um die Herangehensweise zur Erstellung eines eigenen Stadtteilentwicklungskonzeptes.

 

Die Leistungsbewertung für das Studio setzt sich zusammen aus einer individuellen Note (für ein Referat und die Beteiligung während der Projektlaufzeit) und einer gewichteten Gruppennote (für Zwischenpräsentationen, die Endpräsentation und den Projektbericht).