Durch die Netflix-Serie Narcos ist Aufstieg und Niedergang des Drogenimperiums von Pablo Escobar (1949-1993) über die Grenzen Kolumbiens hinaus bekannt geworden. Die dort angebotene Perspektive ist allerdings nicht nur mit Blick auf das Format und die Herkunft der Produktion einer Standortabhängigkeit des globalen Nordens verpflichtet. Auch die Darstellung selbst markiert diesen Blickwinkel. Im Rahmen der kolumbianischen Kulturproduktion wird allerdings die Erinnerung an Escobar in Literatur, Film und Kunst nicht minder wach gehalten – und dies geschieht, abhängig auch von der jeweiligen medialen Vermittlung, durchaus mit einer Ambivalenz, die dieses Thema verdient. 

Die geplante Veranstaltung widmet sich literarischen, filmischen und künstlerischen Zeugnissen, die sich um den Erinnerungsort Pablo Escobar herum gruppiert haben, wobei ein Schwerpunkt auf die Kulturproduktion Kolumbiens gelegt wird. Begrifflich und theoretisch orientieren wir uns an Ausführungen von Maurice Halbwachs, Pierre Nora sowie Jan und Aleida Assmann. Die Seminarlektüre des Erzähltextes Noticia de un secuestro von Gabriel García Márquez, der erstmals 1996 erschien, wird vorausgesetzt. Andere Materialen werden im Laufe der Lehrveranstaltungen angegeben. Eine erste (!) Orientierung bietet der spanische Wikipedia-Artikel über Pablo Escobar. Als Studienleistung erarbeiten Expert:innengruppen die genannten konzeptuellen Grundlagen von Halbwachs bis Assmann, die dann das Seminargespräch tragen sollen.