Online-Veranstaltung. Postkolonialistische Theorien beschäftigen sich nicht nur mit der Frage, in welcher Weise gesellschaftliche und politische Herrschaftsformen der Kolonialzeit mit den jeweiligen Unabhängigkeitsbewegungen keineswegs beendet, sondern bei eventuellem Wechsel der Akteur:innen perpetuiert werden. Zudem geht es um die These, dass europäische Wertesysteme, die schon zu Kolonialzeiten nicht selten als mit Ausbeutung und Unterdrückung verbundene Ideologien in Erscheinung traten, die betroffenen Gesellschaften bis in die Gegenwart hinein determinieren und zuvor existente Lebensformen und Weltanschauungen verdrängt haben. Ebenso zeigen verschiedene Stellungnahmen die Widerstandspotentiale auf, die Kulturen vor Ort entwickeln, um sich der kolonialen Bevormundung zu entziehen oder ihre Vorgaben kultureigen anzupassen.

Maßgeblich für die geplante Veranstaltung ist der postkoloniale Raum Lateinamerikas. Um möglichen Antworten auf die genannten Fragen auf die Spur zu kommen, werden wir Textzeugnisse dieses Sprachraums zusammen lesen und kommentieren. Dabei steht die Gattung des Essays im Vordergrund, Klassiker wie El laberinto de la soledad (1950) von Octavio Paz oder Las venas abiertas de América latina (1971) von Eduardo Galeano stehen bereits auf der Lektüreliste, andere folgen.

Erwartet werden aktive und regelmäßige Mitarbeit sowie das Mitwirken an einer Projektgruppe zu einem relevanten Thema. Als Prüfungsleistung ist je nach Studienordnung eine schriftliche Hausarbeit oder eine mündliche Prüfung auf Spanisch vorgesehen. Diese Veranstaltung kann auch für die Aufbaumodule I und II Literaturwissenschaft (8a und 15.2) genutzt werden. Sie wird in Zoom-Sitzungen angeboten. Wichtig ist die frühzeitige Registrierung auf der zugehörigen Moodle-Plattform. Hier werden Materialen und Lektüretexte hochgeladen, die von den Teilnehmer:innen vollständig gelesen werden sollen.