Die in den 1980er-Jahren in den USA entstandene Environmental Justice Bewegung zeigt Probleme entlang der Schnittstelle von Umwelt-, Sozial- und Gesundheitspolitik auf. Im Zentrum steht insbesondere die sozialräumliche Ungleichverteilung von Umweltbelastungen wie Fabriken, Autobahnen, Sondermülldeponien in Gebieten in denen sozial benachteiligte Menschen leben. Seit Anfang der 2000er Jahre gewinnt Umweltgerechtigkeit auch in Deutschland als Ziel einer nachhaltigen Stadtentwicklung zunehmend an Bedeutung (BMUNBR, 2017).

Im Zuge der voranschreitenden Klimakrise spitzen sich Umwelt- und Klimakatastrophen zu. Auch in Deutschland sich deren Auswirkungen spürbar. Weltweit wie auch in Deutschland leiden dabei marginalisierte Bevölkerungsgruppen häufig stärker unter Klima- und Umweltungerechtigkeiten. 

Die Stadt Kassel hat sich mit diesen Problemstellungen als eine von drei Pilotkommunen im Projekt „Umsetzung einer integrierten Strategie zu Umweltgerechtigkeit” von 2016 bis 2018 befasst. Aufbauend auf den Ergebnissen dieser Studie und in Zusammenarbeit mit dem Umwelt- und Gartenamt der Stadt Kassel werden wir sozialräumliche Analysen durchführen und Handlungsvorschläge für Gebiete mit hoher Umweltbelastung in Kassel entwickeln. Dabei interessieren uns u. a. folgende Fragen: Wie können Perspektiven und Bedürfnisse vulnerabler Bevölkerungsgruppen stärker anerkannt und berücksichtigt werden? Wie können gerechtere Verfahren zur Beteiligung an und Umsetzung von umweltbezogenen Maßnahmen durchgeführt werden?

Das Studienprojekt verbindet theoriegeleitetes Arbeiten mit qualitativen Methoden (z. B. kollektives Kartieren, Ethnographie und Interviews) und planerisch-strategischen Arbeitsschritten. Diese interdisziplinäre Vorgehensweise erlaubt eine kooperative und kritische Auseinandersetzung mit den komplexen Fragestellungen/ Problemen im Kontext von Umweltgerechtigkeit.

Die Projekttreffen sind für donnerstagnachmittags geplant und das erste Treffen der Projektgruppe soll am 20.04.2023 stattfinden.

Zitierte Quellen

BMUNBR Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (2017): Weißbuch Stadtgrün. Grün in der Stadt – für eine lebenswerte Zukunft. Potsdam. Online unter: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/bauen/wohnen/weissbuch-stadtgruen.pdf?__blob=publicationFile&v=3, besucht am 27.07.2022

 

Böhme, Christa; Franke, Thomas; Preuß, Thomas; Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH (2019): Umsetzung einer integrierten Strategie zu Umweltgerechtigkeit. Pilotprojekt in deutschen Kommunen. Hg. v. Umwelt Bundesamt. Berlin (02).


In den letzten Jahren hat das Ökosystemleistungskonzept in Verbindung mit dem Begriff „Naturkapital“ viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und zwar sowohl in der Wissenschaft als auch auf politischer Ebene. Damit verbindet sich die Hoffnung, den Anliegen des Natur- und Umweltschutzes in Politik und Planung mehr Durchschlagskraft zu verleihen, indem man Natur und Umwelt in ökonomischen Kategorien beschreibt und bewertet.

Dieser Ansatz ist vielfach kritisiert worden, unter anderem, weil dabei komplexe gesellschaftliche Naturverhältnisse auf quantifizierbare und ökonomisch relevante Aspekte reduziert werden, weil Gerechtigkeitsfragen unberücksichtigt bleiben und weil genau dem ökonomischen Denken weiter Vorschub geleistet wird, das vielen Naturschützer:innen als Hauptursache der Biodiversitäts- und Klimakrise gilt.

Gleichzeitig gibt es zahlreiche Vorschläge (a) für die Weiterentwicklung des Ökosystemleistungskonzepts sowie (b) für radikale Alternativen. Diese Diskussionen und konzeptionellen Vorschläge sind aufschlussreich, weil in ihnen unterschiedliche Vorstellungen des Verhältnisses zwischen Menschen und außermenschlicher Natur zutage treten.

Den Ausgangspunkt des Seminars bilden Überblickstexte – u. a. von der Naturphilosophin und Ökofeministin Val Plumwood – zum vorherrschenden westlichen Naturverständnis sowie zu wichtigen Ausprägungen des Ökosystemleistungskonzepts. Darauf aufbauend wollen wir uns einerseits mit solchen Texten beschäftigen, in denen die Kritik am ÖSL-Konzept in Vorschläge zu dessen tiefgreifender Weiterentwicklung mündet. Und andererseits wollen wir radikale Gegenentwürfe betrachten, die oftmals in macht- und herrschaftskritische Debatten über Kolonialismus, Geschlechterfragen, Anthropozän, Postwachstum und weltweite Gerechtigkeit eingebettet sind. Außerdem soll herausgearbeitet werden, welche Relevanz die unterschiedlichen Perspektiven für das Planen und Entwerfen in A, S und L haben.

Das Seminar findet jeweils mittwochs von 10:00 bis 11:30 Uhr statt.

Das Seminar kann als 3-cp- oder als 6-cp-Veranstaltung belegt werden (2 oder 4 SWS), je nach angegebener Modulnummer.

Für diejenigen, die das Seminar als 6-cp-Modul (4 SWS) belegen, wird zusätzlich eine Blockveranstaltung nach Vereinbarung angeboten.

Das erste Treffen ist am Mittwoch, dem 19.04.2023 um 10:00 Uhr.

Interessent:innen tragen sich bitte bereits vor dem ersten Treffen in den Moodle-Kurs ein und melden sich rechtzeitig über das SPS an.

Note for international students: The course language is German. However, presentations can also be given in English and assignments can be written in English as well, since most of the papers to be discussed are in English anyway.


Einführung in Planungstheorien mit Vorstellung ausgewählter paradigmatisch bedeutsamer Entwicklungen. Darstellung von Grundbegriffen sozialwissenschaftlicher, prozessbezogener Theorien (‚theories of planning‘) in der Stadt-, Regional- und Landschaftsplanung. Kritische Auseinandersetzung mit wichtigen theoretischen Perspektiven der letzten Jahrzehnte anhand von Planungsbeispielen: Rationalistische Theorien, Perspektivischer Inkrementalismus, kommunikative Theorien, Governance und Gouvernementalität, poststrukturalistische und agonistische Theorien, Postwachstums­planung und sozial-ökologische Transformationen. Planung, Politik und ethische Dilemmata; Planer:innen-Rollen; Planung und Populismus. Möglichkeiten der Entwicklung eigener theoriegeleiteter Forschungsdesigns. Theorien, Methodologien und Methoden. Neben Vorlesungsteilen und seminaristischen Blöcken wird sich die Veranstaltung auch mit einer Reflexion und theoretischen Einordnung von wichtigen Praxisbeispielen beschäftigen. Ziel ist es dabei, besser zu verstehen, wie das Planungssystem in die Gesellschaft eingebettet ist, wie Planungshandeln im Rahmen widerstreitender Interessen organisiert wird und an welche strukturellen Grenzen es dabei stößt.

Die Lehrveranstaltung wird in der Regel in Präsenz abgehalten.

Das erste Treffen findet am Donnerstag, dem 13.04.’22 um 10:00 Uhr statt.


Im Zentrum der Umweltgerechtigkeitsbewegung steht insbesondere die sozialräumliche Ungleichverteilung von Umweltbelastungen wie Fabriken, Autobahnen, Sondermülldeponien in Gebieten, in denen sozial benachteiligte Menschen leben. Im Zuge der voranschreitenden Klimakrise spitzen sich Umwelt- und Klimakatastrophen zu. Weltweit wie auch in Deutschland leiden marginalisierte Bevölkerungsgruppen häufig stärker unter Klima- und Umweltungerechtigkeiten. 

Für die Erfassung von Umweltungerechtigkeiten reichen rein quantitative Ansätze auf gesamtstädtischer Ebene wie die Ermittlung der Entfernungen zu nächstgelegenen Grünflächen oft nicht aus. Ethnografische Forschungsmethoden bieten vielfältige Chancen bei der Untersuchung sozialwissenschaftlicher Aspekte in dem Zusammenhang wie bspw. der Gestaltung von Planungs- und Entscheidungsprozessen oder der Erforschung von Raumwahrnehmungen. Ethnografische Forschung zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass Forschende zum Instrument der eigenen Forschung werden und sich der Situation aussetzen, indem sie sich in das Forschungsfeld begeben und es selber (er)leben. Ethnografische Forschung folgt keinem standardisierten Verfahren, sondern impliziert ein Zusammenspiel vielfältiger partizipativer und kreativer Methoden zur Erforschung sozialräumlicher Praktiken oder auch sozialer Einheiten. Zu solchen Methoden in vertiefenden kleinräumigen Gebietsanalysen zählen bspw. Mapping-Verfahren oder Spaziergänge. Diese Methoden werden nicht nur für die Erforschung von Raumwahrnehmungen und Perspektiven, sondern auch für die Gestaltung partizipativer Planungsprozesse angewandt.

Dieses Modul findet in der Kompaktwoche des Sommersemesters 2023 von Dienstag (09.05.2023) bis Freitag (12.05.2023) statt. Es soll dazu befähigen, ausgewählte Methoden zur Ermittlung von Raumwahrnehmungen und Perspektiven von Nutzer:innengruppen anzuwenden. Inhaltlich knüpft dieses Modul an das Projekt „Gerechtes Grün gestalten – Umwelt(un)gerechtigkeiten in der Stadt- und Landschaftsplanung“ an, welches ebenfalls im Sommersemester 2023 stattfindet. Daher werden insbesondere Methoden behandelt, die im Zusammenhang mit dem Projekt interessant erscheinen. Es wird jedoch kein explizites Vorwissen benötigt und Studierende, die nicht am Projekt teilnehmen, sind herzlich willkommen.


Egal, ob Studienarbeit, Bachelor- oder Masterarbeit – stets stellen sich ähnliche Herausforderungen: Wie finde ich eine interessante Fragestellung, die ich im gegebenen Zeitrahmen bearbeiten kann? Wie beschreibe ich den relevanten Stand des bereits vorhandenen Wissens? Wozu benötige ich Theorien? Wie macht man Fallstudien? Wie entwickelt man den ‚roten Faden‘ der Arbeit und präsentiert Argumente in schlüssiger Weise? Es gibt zwar viele Leitfäden zum wissenschaftlichen Arbeiten. Erfahrungsgemäß ist es jedoch wichtig, nicht nur etwas über wissenschaftliche Arbeits- und Schreibmethoden zu lesen, sondern diese selber zu üben.

Die Lehrveranstaltung richtet sich an alle Studierenden aus ASL, und zwar sowohl an Bachelor- als auch an Masterstudierende. Ziel ist es, die Fähigkeiten zu erwerben, die erforderlich sind, um eine Studien- oder Abschlussarbeit über ein planungswissenschaftliches Thema konzipieren und schreiben zu können. Die Studierenden sind eingeladen, dieses Modul dafür zu nutzen, eine Studien- oder Abschlussarbeit vorzubereiten. Das Modul kann jedoch auch zur allgemeinen Kompetenzentwicklung belegt werden, also losgelöst von konkreten Studien- oder Abschlussarbeiten. – Allen Studierenden, die eine Studien- oder Abschlussarbeit (einschließlich Studienarbeit BPS) am Fachgebiet ‚Landschaftsplanung und Kommunikation‘ schreiben möchten, wird empfohlen, das Modul zu belegen.

Inhalte: Kombination aus kurzen Impuls-Vorträgen der Lehrenden und praktischen Übungen der Studierenden. Inhaltliche Schwerpunkte: (1) Kreativitätstechniken und Themenfindung, (2) Zielsetzung und Exposé, (3) Stand der Forschung und Literaturrecherche, (4) Arbeiten mit Literaturverwaltungsprogrammen, (5) Texte zielgerichtet und effizient lesen, (6) theoretische Rahmung und konkrete Forschungsfragen, (7) Design von Fallstudien, (8) Interviews als zentrale Datenerhebungs-Methode, (9) Analyse von Interview-Transkripten und anderen textlichen Daten, (10) wissenschaftliches Schreiben und Zitieren, (11) Ergebnisse aufbereiten und Schlussfolgerungen ziehen, (12) formale Dinge (Deckblatt, Inhaltsverzeichnis usw.) und mentale Aspekte (Umgang mit Zeitnot, Schreibblockaden und anderen Krisen).

Studienleistungen: Wöchentliche Übungsaufgaben; aktive Teilnahme an den Diskussionen in den Lehrveranstaltungen; außerdem ein Bericht, das heißt ein kurzer wissenschaftlicher Text zu Übungszwecken, der sich aus den wöchentlichen Übungsaufgaben zusammensetzt und schrittweise erarbeitet wird.

Die Lehrveranstaltung hat Werkstatt-Charakter. Die Studierenden sind eingeladen, laufende oder geplante Studien- oder Abschlussarbeiten als Grundlage der wöchentlichen Übungsaufgaben zu nutzen.

Bei der Anmeldung haben die Studierenden Vorrang, deren Studien- oder Abschlussarbeit im laufenden Semester vom Fachgebiet ‚Landschaftsplanung und Kommunikation‘ betreut wird.

Das Lehrangebot richtet sich insbesondere auch an Studierende, die eine Studienarbeit BPS im Studiengang ‚Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung‘ schreiben.

Die Lehrveranstaltung wird online und live per Zoom durchgeführt. Das erste Treffen findet am Dienstag, dem 18.04.’23 um 18:00 Uhr statt.