Je populärer ein Film – so John Fiske – desto heterogener das
Publikum und desto größer die Deutungslücken, die durch eigene
Interpretation gefüllt werden können (vgl. Fiske 1989). Filme sind
intellektuell-künstlerische Produkte, sie enthalten Spuren von
gesellschaftlichen Kräften und Diskursen, von Macht und von Geist/Kunst
sowie von Publikum/Bevölkerung/den Leuten.
Was haben nun Filme mit Freiraum zu tun? Oder mit Feminismus?
Filme erzählen Geschichten, und Filme erzählen immer auch von Orten,
Räumen, Städten, Landschaften – von Fassaden und Masken, vom Drehort.
Sie erzählen mit ihren Protagonist:innen auch von gesellschaftlichen
Rollen, von Körpern, von sozialen und kulturellen Zusammenhängen im
Raum. Von Hinterhöfen, Küche in Suburbia, Straßen, Schrebergärten,
Marktplätzen, Hochhausfassaden.
Wir widmen uns in diesem Seminar populären Filmen, die von Frauen und
ihren Räumen erzählen, sie ‚in Szene setzen‘. Gezeigt, analysiert und
diskutiert werden Filme unterschiedlicher Genres und Zeiten, die
Landschaften, Stadt- und Freiräume im Zusammenhang mit
Gender-/Diversity-Aspekten thematisieren. Uns wird beschäftigen, welche
Rollen Frauen und Feminismus in Film und Freiraum und in der Theorie
dieser beiden Felder spielen: An welchen Orten spielen die wesentlichen
Momente eines Films? Erzählen diese Orte ihre eigene Geschichte? Wer
spielt? In welchen Rollen und Handlungen bekommen wir Frauen zu sehen?
Wo haben sie ihre Freiräume, freie Räume?
Die Filme werden gemeinsam in der Seminarzeit angeschaut und
diskutiert. Aufgabe der Seminarteilnehmer:innen ist es, jeweils einen
Film vorzubereiten und dessen Entstehungskontext vor der Projektion
vorzustellen. Außerdem werden Anregungen für die anschließende
Diskussion geliefert. Im Nachgang entsteht als Prüfungsleistung eine
Ausarbeitung, die den Film und seine gezeigten (Frei-)Räume hinsichtlich
feministischer Theorien und Geschlechterrollen sowie die Ergebnisse der
Diskussion des jeweiligen Filmabends reflektieren. Hierzu wird auch
gehören, danach zu fragen welche Ansätze es in den letzten 50 Jahren des
Fachbereichs ASL gegeben hat, um Feminismus und Raum zu thematisieren –
und was wir vielleicht morgen, queer, divers und heterogen diskutieren
wollen.
Eine Belegung des Seminars ist als benotetes Modul oder
Studienleistungsmodul (3cr) möglich und richtet sich an Studierende aus
A, S & L. Nähere Informationen zu Semesterbeginn findet ihr im
Moodle-Kurs „Dialogfeld: freiraum+film+feminismus”.
Das erste Treffen findet am 17.10. um 18:30 Uhr statt. Der Ort wird via moodle bekannt gegeben.
Literatur/Ressourcen
Dörhöfer, Kerstin (Hg.) (1990): Stadt – Land – Frau. Soziologische
Analysen, feministische Planungsansätze, Freiburg i.Br.: Kore.
Fiske, John (1989). Understanding Popular Culture. London: Routledge.
Johnston, Claire (1977 [1975]): Frauenfilm als Gegenfilm, Frauen und
Film 11, S. 10–18.„Kurze Wege und viel Freiraum”. Interview mit Eva
Keil, Deutschlandfunk Kultur, 18. März 2022, URL:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/muessen-wir-die-gehsteige-rosarot-streichen-100.html
[21.06.2023]
Terlinden, Ulla (2004): Frauenbewegung und moderne Stadtplanung, in:
Informationen zur Modernen Stadtgeschichte 1/2004, Themenschwerpunkt:
Stadtraum und Geschlechterperspektiven, S. 21–26.