Die Auftaktsitzung und die Abschlusssitzung finden digital statt. Bitte melden Sie sich unter t.heinze@em.uni-frankfurt.de an, um Zugang zum Zoom-Link und dem Seminarplan zu erhalten.

Zentrale Begriffe der Kritischen Theorie sind durch eine aufmerksame Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse geprägt. Dies gilt beispielsweise für den Begriff der Kritik, die Diskussion des Verhältnisses zwischen Theoretiker*innen und Gesellschaft oder die Beschäftigung mit den Ursachen und mitunter regressiven Ausdrucksformen individuellen Leidens. So naheliegend die Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse für das interdisziplinäre Projekt der Kritischen Theorie ist, so komplex ist die konkrete Bestimmung des Verhältnisses von psychoanalytischer Subjekttheorie und neomarxistischer Gesellschaftstheorie. Diese Schwierigkeit liegt auch darin begründet, dass die Kritische Theorie als geschichtssensible Theorie die Frage nach dem Verhältnis von Subjekt und Gesellschaft immer nur zeitgebunden beantworten kann. Daher ist es eine der Herausforderungen der Arbeit an der Kritischen Theorie, ihre zentralen Fragen nicht nur in Kenntnis der Theoriegeschichte, sondern auch unter immer wieder neuen sozialen und politischen Rahmenbedingungen zu diskutieren.

Das Blockseminar möchte diesem Umstand gerecht werden und dafür sowohl Quellen und etablierte Positionen der Debatte über das Verhältnis von Kritischer Theorie und Psychoanalyse als auch einen erst jüngst erschienenen Versuch der Verhältnisbestimmung würdigen. Dazu werden erst die Psychoanalyse und die Kritische Theorie gesondert zum Gegenstand des Seminars. Aufbauend darauf werden drei klassische Ansätze der Bestimmung des Verhältnisses von Kritischer Theorie und Psychoanalyse diskutiert (Adorno, Lorenzer, Sonnemann). Abschließend werden Ausschnitte aus Amy Allens neuer Monographie „Kritik auf der Couch. Warum die Kritische Theorie auf die Psychoanalyse angewiesen ist“ als aktueller Beitrag zur neueren Debatte Gegenstand des Seminars. Dabei werden sowohl Allens Auseinandersetzung mit der Kritischen Theorie als auch ihre innovativen Bezüge auf die Psychoanalytikerin Melanie Klein und die darauf zurückgehende Auseinandersetzung mit der Praxis der Kritik diskutiert.