In der Vermittlungsarbeit der Gedenkstätte Breitenau kommt dem historischen Ort eine zentrale Rolle zu. Vergitterte Zellen, Duschräume und Säle erzählen als materielle Zeugen vom Alltag der Gefangenen. Einen besonderen Einblick in die Erfahrungswelt der Menschen gewähren die in den Zellen überlieferten Einritzungen. Sie stammen von Insassen des Arbeitshauses, von Gefangenen des Konzentrationslagers und des sog. Arbeitserziehungslagers (AEL) sowie von weiblichen Jugendlichen, die im geschlossenen Fürsorgeheim nach 1945 untergebracht waren. Damit dokumentieren die Einritzungen zudem die verschiedenen Funktionen, die die Breitenauer Anstalt im 20. Jahrhundert innehatte. Im Rahmen des zweisemestrigen interdisziplinären Projektseminars werden die Inschriften in Arbeitsgruppen historisch und pädagogisch erschlossen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Inhaltlich teilt sich das Projektseminar in einen Theorie- und Praxisteil auf:

Im Sommersemester 2023 werden Grundlagen der Gedenkstättenarbeit innerhalb der Aufgabenfelder „Dokumentieren und Erschließen“ vermittelt. Anhand von bereits entzifferten Einritzungen werden die Teilnehmenden angeleitet, diese quellenkritisch einzuordnen. Darüber hinaus werden die Teilnehmenden mit Expert:innen aus der Gedenkstättenarbeit und Denkmalpflege ins Gespräch kommen.

Im Wintersemester 2023/24 werden interdisziplinär zusammengesetzte Arbeitsgruppen Konzepte für die pädagogische Erschließung erarbeiten und diese in digitalen Formen wie Podcasts, Kurzvideos oder Comics umsetzen.