Spätestens seit den 1980er Jahren ist das Thema gesellschaftlicher Umwelt- und Naturverhältnisse in der Soziologie angekommen. Infolge des Reaktorunfalls von Tschernobyl hat Ulrich Beck die Gesellschaft der reflexiven Moderne als Risikogesellschaft charakterisiert. Damit ist gemeint, dass diese Gesellschaft mit Folgeproblemen ihrer eigenen Strukturbildung konfrontiert ist, welche nun auf sie zurückwirken und vor spezifische Probleme stellen. Dies dokumentiert sich vor allem in ihrem Verhältnis zur Umwelt. Zur gleichen Zeit stellt Niklas Luhmann die eher pessimistische Diagnose, dass man es bei solchen Erscheinungen wie Waldsterben und der weiteren Umweltverschmutzung zwar ebenfalls mit Folgeproblemen der gesellschaftlichen Strukturbildung und hier insbesondere der funktionalen Differenzierung der Gesellschaft zu tun habe. Eine gesellschaftsweite „Ökologische Kommunikation” sei aber gerade aufgrund dieser Strukturbildung schwer bis gar nicht möglich.

Diese beiden Diagnosen verweisen darauf, dass ‚natürliche Umwelt‘ und ‚gesellschaftliche Kultur‘ nicht voneinander zu trennen sind. Neuere Ansätze der Soziologie und aus dem weiteren Feld der Studies mahnen darüber hinaus an, dass es sich bei der Unterscheidung von Umwelt/Natur und Gesellschaft/Kultur selbst um eine gesellschaftliche Praktik handelt. Im Seminar wollen wir im Angesicht von Klimawandel und weltweiten Artensterben diese klassischen und neueren Perspektiven der Umweltsoziologie erkunden und sie im Kontext von Anwendungsbeispielen diskutieren. Nach einem Überblick über verschiedene Ansätze und Perspektiven ist die Bildung von Arbeits- und Projektgruppen geplant. Diese können sich in verschiedene, auch selbstgewählte, thematische Schwerpunkte vertiefen, wie z. B. Klimawandel, Tier-Mensch-Verhältnisse oder auch den Bereich der sozialen Bewegungen.