Durch schulischen Unterricht werden heranwachsende Generationen einer Gesellschaft traditionell auf ein Leben in der Gesellschaft vorbereitet. Dazu werden Schüler*innen etwa als wesentlich erachtete Wissensbestände vermittelt und mit ihnen die kompetente Anwendung zentraler Kulturtechniken eingeübt. Alle erwachsenen Mitglieder einer Gesellschaft kennen und wissen das, weil sie es selbst erlebt haben. Mit einem ethnographischen Zugang versteht man Unterricht nun explizit nicht als bereits schon gekanntes Phänomen, sondern fokussiert vielmehr darauf, wie Lehrer*innen und Schüler*innen Unterricht im Schulalltag praktisch hervorbringen. Um in diese Perspektive auf Unterricht einzuführen, wird im Seminar zunächst in den Blick genommen, was unter Unterricht allgemeinhin verstanden wird und welche Merkmale für Unterrichtsqualität stehen. Daraufhin wird in die Grundzüge einer ethnographischen Perspektive auf soziales Zusammenwirken von Menschen eingeführt. In diesem Zusammenhang wird verdeutlicht, was es bedeutet, sich für soziale Praktiken und eine situativ hervorzubringende Unterrichtspraxis zu interessieren. Daran anschließend werden ausgewählte ethnographische Fallstudien zu verschiedenen Dimensionen von Unterricht behandelt. Ziel des Seminars ist es, eine ethnographisch-praxistheoretische Perspektive auf Unterrichtsgeschehnisse kennenzulernen und ein Verständnis für ihre gemeinsame soziale Herstellung zu entwickeln.