Die Auswirkungen des europäischen Kolonialismus und die
weiterbestehende Überheblichkeit des Westens, die jeden Lebensbereich
und somit auch die Kunst tangiert, ist in vielen Schriften theoretisch
aufgearbeitet und fasst sich oft als postkoloniale Theorien zusammen.
Das Interesse und Wissen über Postkoloniale Theorien/ Perspektiven soll
in diesem Seminar im gemeinsamen Besprechen der Texte von und über
bedeutende Denker:innen wie Gayatri Chakravorty Spivak, Edward Said,
Frantz Fanon, bell hooks, Dipesh Chakrabarty und weiteren geschärft
werden. Sodass wir in eigenen Forschungen, der Wissensaneignung in der
Kunstgeschichte/-wissenschaft und
Architektur(geschichte) Machtkontinuitäten kritischer, mutiger
und konsequenter aufdecken und entmachten können. So fragt Spivak
beispielsweise „Can the subaltern speak?“ und gibt in
ihrem gleichnamigen Essay von 1988 beifolgend die Antwort auf die Frage
danach, ob Personen die stark marginalisiert werden, jemals die
Möglichkeit haben zu sprechen/ gehört werden. Sie sieht die
einzige Möglichkeit einer Befreiung von Unterdrückung in dem
konsequenten Rausziehen aus Bewertungen, Entscheidungen und
vermeintlichen Hilfestellungen von privilegierten Perspektiven und
stellt damit einige gängige Praktiken und Annahmen insbesondere in
westlichen Bildungs- und Kulturinstitutionen begründet in Frage.
Gerade Denkweisen wie die Spivaks bereiten viel Raum für
gemeinsames Diskutieren und Lernen. Das Theoriewissen kann uns neue und
wiederkehrende Diskurse rundum die documenta, Museumstrukturen,
Raubkunst, Stadt, Sprache oder Wissensproduktion auf einer kritischen
und strukturellen Ebene zugänglicher machen. Um einen direkten Bezug
zu diesen Diskursen sichtbar zu machen, sollen neben der Besprechung der
ausgewählten Texte auch konkrete Beispiele im Seminar die Theorie in
die Praxis übersetzen.