Die Frage nach sozialen Ungleichheiten ist eines der Gründungsthemen der Soziologie. Wenn es um die Lebenschancen von Individuen geht, dann unterscheidet die Soziologie verschiedene Ungleichheitsdimensionen. Eine von ihnen ist die soziale Herkunft. Ungleichheiten nach sozialer Herkunft kollidieren mit einem der Kernversprechen der Moderne, was darin besteht, dass nicht mehr die soziale Herkunft, sondern individuelle Leistung über die Lebenschancen von Individuen bestimmen sollten.

Wie Lebenschancen und soziale Herkunft miteinander verbunden ist, ist eine Frage, die in den letzten Jahren nicht nur verstärkt in literarischen Werken behandelt, sondern auch beachtet wurde. Insbesondere französische Autor:innen, wie Eduard Louis (2015, 2022), Didier Eribon (2016, 2017) oder die jüngst zur Nobelpreisträgerin gekrönte Annie Ernaux (2019, 2020)wurden in Deutschland rezipiert, aber auch deutschen Autor:innen wie Christian Baron (2020), Daniela Dröscher (2018) oder Deniz Ohde (2020) wurde Aufmerksamkeit zuteil.