Wie bei kaum einem anderer Künstler war das Werk des französischen Malers Jean Siméon Chardin (1699–1779) nach seiner Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert hinter einem dichten Schleier nachträglicher Rezeption beinahe unkenntlich geworden. Von den ersten begeisterten Stimmen der Brüder Goncourt oder Bürger-Thorés über die führenden Literaten der vorletzten Jahrhundertwende bis zu den Künstlern und Intellektuellen des früheren 20. Jahrhunderts dienten die Stilleben und Genrebilder des Künstlers vornehmlich als Projektionsflächen eigener ästhetischer oder literarischer Ideale. Erst in den letzten Jahrzehnten hat die Kunstgeschichte die Gemälde Chardins in ihrem historischen Entstehungszusammenhang interpretiert, ihre ursprünglichen Bedeutungen hinter den Schichten ihrer jüngeren Rezeption gewissermaßen freigelegt und im Kunstbetrieb des französischen 18. Jahrhunderts verortet.

Für fortgeschrittener Studierende (BA ab 4. Fachsemester)! Teilnahmevoraussetzungen: Abschluss des Propädeutikums und eines Grundseminars, regelmäßige Teilnahme, Übernahme eines (Ko-)Referates und (bei benotetem Leistungsnachweis) schriftliche Hausarbeit. Die Anforderungen ergeben sich aus der Prüfungsordnung.

Literatur

Chastel, André: French Art. The Ancien Régime, (= French Art, 3) Paris, New York 1996; Keller, Harald (Hg.): Die Kunst des 18. Jahrhunderts, (= Propyläen Kunstgeschichte, 10) Frankfurt a.M., Berlin, Wien 1984/85; Levey, Michael: Painting and Sculpture in France 1700–1789, (= Pelican History of Art) New Haven/Conn., London 1993; Luedke, Dietmar (Hg.): Jean Siméon Chardin: 1699–1779. Werk, Herkunft, Wirkung, Ausst.-Kat., Karlsruhe (Kunsthalle) 1999; Seifert, Oliver (Hg.): Chardin, Ausst.-Kat., Düsseldorf (Kunsthalle) 1999; Wildenstein, Georges: Jean-Baptiste Siméon Chardin. Catalogue raisonné, Zürich 1963.