Wehrmachtsbaracke 260/9 - Geschichten Ausstellen – Augmented Reality als Design/ Build-Projekt

 2022 konnte das Fachgebiet Architekturtheorie und Entwerfen/ Prof Philip Oswalt eine Wehrmachtspferdestallbaracke des Typs 260/9, wie er auch in zahlreichen Konzentrations- und Vernichtungslager des NS-Regimes (u.a. Auschwitz Birkenau) eingesetzt war, im bayrischen Hemau von einem Bauernhof erwerben und sichern. Ursprünglicher Standort dieses Exemplars war der benachbarte Wehrmachtstruppenübungsplatzes Hohenfels, auf dem sich das Strafgefangenenlager STALAG 383 für alliierte Kriegsgefangene befand. Die im Juli/ August 2022 demontierte Pferdestallbaracke wird demnächst im Freilandmuseum Oberpfalz in Kooperation mit der Universität Kassel wiedererrichtet.

Ziel des Projektes im Sommersemester 2023 ist die Entwicklung eines Gestaltungs- und Vermittlungskonzept für die wieder zu errichtende Wehrmachtspferdestallbaracke 260/9. Anders als in Freilichtmuseen und der Denkmalpflege sonst meist üblich ist hierbei vorgesehen, nicht eine bestimme Zeitschicht zu priorisieren, sondern verschiedene Zustände und Anwendungen des Bautyps zu veranschaulichen. So ist geplant, dass die Baracke äußerlich dem auf dem Bauernhof in Hemau 2022 vorgefundenen Zustand mit ihren verschiedenen Zeitschichten entspricht, im Inneren aber dem Universaltyp gemäß dessen Konzeption von 1943.

Wir sind interessiert an einer Form des Ausstellens, die dem Besucher verschiedene Zugänge ermöglicht und alternative Erzählweisen und Geschichtsbilder aufzeigt.

Dies soll auf drei Ebenen erfolgen:

A)   Dem physischen Objekt der Baracke, das nicht einer dominierenden Zeitstellung unterworfen wird, sondern das wie in einem Vexierbild mehrere Zeitzustände in einem Objekt verkörpert und so in seiner Bedeutung oszilliert.

B)   Mediale Vermittlung als Augmented Reality, bei der mit einem Hand-held-Device (etwa I-Pad, Smartphone) mehrere alternative Erscheinungsformen des Objektes veranschaulicht werden. Im Innenraum wie im Außenraum können verschiedene Zustände des Objektes - das heißt verschiedene Anwendungsfälle des Universaltyps, aber auch unterschiedliche Zeitphasen -  veranschaulicht werden.

C)  Inszenierung mittels Ausstattung: Auch wenn die Baulichkeit im Vordergrund stehen soll, kann der Innenraum auch als Infrastruktur des Ausstellens verstanden werden, in der verschiedene Szenografien wie auf einer Bühne zur Aufführung gebracht werden, etwa im zeitlichen Wechsel. Auch mit der sparsamen Verwendung von Objekten als Stolpersteine und Teaser, die auf verschiedene Geschichtsnarrative verweisen, gekoppelt an die Möglichkeiten der Augmented Reality, diese unterstützend.

Im Rahmen des Projektes soll von Studierenden verschiedene Vermittlungskonzeption und deren konzeptuelle, gestalterische und auch technische Ausformung entwickelt werden. Ein besonderen Schwerpunkt nimmt hierbei das Medium der Augmented Reality ein. Im Rahmen des Projektes sollen Konzeptionen einer Augment Reality Ausstellung entwickelt und auch prototypisch realisiert werden. Hierzu gehört deren Programmierung und Testung, zunächst in einem Proberaum in Kassel, dann auch vor Ort im Freilichtmuseum selbst. Für die Umsetzung wird mit dem AR/VR-Labor (WM Harun Fiazi) des Fachbereichs zusammengearbeitet

Erster Termin: Donnerstag, 13.4., 14.00, ASL-Neubau, Raum 2111