Das Bauwesen der DDR ist vor allem bekannt für die industrialisierte Bauweise, die „Platte“, und den damit verbundenen Assoziationen der Starrheit und Farblosigkeit. Auch wird damit häufig in Verbindung gebracht, dass es keine eigene Architekturentfaltung oder Gestaltungsmöglichkeiten gab und die vielfältige Altbausubstanz keine Rolle spielte. Die Realität zeigt jedoch, dass es hier zahlreiche Graustufen gibt und genannte Aussagen zu einfach sind. So wurden bereits vor der Industrialisierung des Bauwesens einige Vorhaben im Sinne einer „nationalen Tradition“ umgesetzt, etwa in Berlin oder Dresden, und auch mit der Platte offenbarten sich später Möglichkeiten zur Gestaltung und Anpassung, insbesondere in den 1980er Jahren mit Fokus auf die Altstadterneuerungen. Der Verfall der Altstädte gilt als unumstrittener Fakt, dennoch konnten innerhalb des stark reglementierten Systems auch in der DDR viele Gebäude gerettet und saniert werden, mal durch die staatlichen Institutionen, mal durch bürgerschaftliches Engagement. Das Ziel des Seminars soll letztlich sein, verschiedene Thematiken des Bauwesens, der Denkmalpflege und der Stadtplanung zu behandeln und die Vielseitigkeit dieser Bereiche innerhalb der ehemaligen DDR darzulegen.

In diesem Seminar werden wir uns anfangs mit den Grundlagen des Bauwesens in der DDR beschäftigen und die städtebaulichen Leitbilder sowie das institutionelle Gefüge beleuchten. Anschließend widmen wir uns unterschiedlichen Teilaspekten wie dem industriellen Bauen, der komplexen Rekonstruktion sowie der Beschäftigung mit Altbausubstanz. Auch Kunst am Bau und Fassadengestaltung werden betrachtet. In den letzten Sitzungen sprechen wir dann über den Umgang mit dem baulichen Erbe nach dem Ende der DDR und über die Aneignung der Ostmoderne. Gleichzeitig werden wir auch aktuelle, für die Architekturgeschichte bedeutende Probleme beleuchten, etwa den demographischen Wandel und dem daraus resultierenden Rückbau sowohl von Plattenbauten wie auch von historischer Bausubstanz.


Wichtige Information zum Format: Das Lehrangebot ist im digitalen Format via Zoom geplant.

Prüfungsleistung: Aktive Mitarbeit im Seminar, Präsentation (ca. 25 Minuten) und eine Verschriftlichung in Form eines kurzen Essays (3-5 Seiten).

Es besteht die Möglichkeit, eine Studienarbeit innerhalb dieses Seminars zu schreiben