18 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs unterzeichneten der einstige französische Staatspräsident Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer am 22. Januar 1963 den Elysée-Vertrag. Der deutsch-französische „Freundschaftsvertrag” war ein entscheidender Meilenstein in den diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich. Mit dem Beschluss sollte die deutsch-französische „Erbfeindschaft” überwunden und stattdessen die Kooperation beider Länder vor allem in außenpolitischen Fragen gestärkt werden. Am 22. Januar 2019, 56 Jahre nach dem von Adenauer und de Gaulle besiegelten Vertrag, verabschiedeten der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und die Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Neuauflage im sogenannten „Vertrag von Achen” mit der Intention, die Zusammenarbeit in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Technologie vor dem Hintergrund der im Vergleich zu 1963 fortgeschrittenen Globalisierung und Europäisierung zu intensivieren.

Im Zentrum dieses Seminars steht die Frage, wie die beiden Verträge inhaltlich beschaffen sind, welche konkreten Ziele und Schwerpunkte sie setzen und welche Gemeinsamkeiten, vor allem aber auch Unterschiede zwischen dem Elyséevertrag und dem Vertrag von Aachen festzustellen sind. Vor allem wird anhand ausgewählter Beispiele und einschlägiger Quellen auch danach gefragt, wie sich die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich tatsächlich in den 60 Jahren „Freundschaft” ausgestalteten. Dabei wird zu klären sein, welche Ereignisse zu Spannungen führten und in welchen Punkten die beiden europäischen Länder tatsächlich Einigkeit zeigten. Das Erkenntnisinteresse des Seminars liegt insbesondere auf Zäsuren und Wendepunkten in der Zeit von 1963 bis heute.