Seit dem Ende der 1950er Jahre lässt sich eine Pluralisierung der Lebensformen beobachten, welche die Soziologie vor allem unter dem Großbegriff der Individualisierung fasst. In der modernen und spätmodernen Gesellschaft werden die Menschen im Zuge dieses Wandels, der sich in den verschiedenen Bereichen von Arbeit und Leben vollzieht, immer mehr aus eingebetten Zusammenhängen freigesetzt. Tradierte Karriewege werden unübersichtlich, Biografien lassen mehr Spielraum zu und auch Familien werden heterogener. Was heute noch gilt, könnte morgen schon hinfällig sein. Einerseits eröffnet sich damit eine größere Optionenvielfalt, andererseits werden im Zuge dieses Wandels neue Anforderungen an die Individuen gestellt, von denen verlangt wird, ihr Leben mit Zuversicht in einer komplexer werdenen Welt selbst in die Hand zu nehmen.

Von der Klasse zu Milieus, Formen, Stilen, Moden und der Lebensführung - im Seminar wollen wir uns einen Überblick über die verschiedenen Begriffe und Konzepte erarbeiten, anhand derer dieser Wandel in der Soziologie gefasst wird. Darüber hinaus ist die Bildung von Arbeitsgruppen vorgesehen, die sich über das Semester hinweg in einer Art empirischen Annäherung, aktuelle Formen der Lebensgestaltung erschließen. Potentielle Themen sind der Bereich der Beratung, 'alternative' Lebensentwürfe, neue Formen des Miteinanders in gemeinschaftlichen Verbünden, Kollektive oder auch Interspeciesgemeinschaften