Mit der Ratifizierung des 2006 von der Generalversammlung der Vereinten
Nationen verabschiedeten Übereinkommens über die Rechte behinderter
Menschen bekannte sich auch Deutschland zu dem Vorhaben, ein inklusives
Bildungssystem zu realisieren. Doch was heißt eigentlich Inklusion? Und
wodurch unterscheidet sie sich von Integration? Diese Frage scheint
zunächst nicht ohne Weiteres beantwortbar zu sein, da beide Begriffe
häufig synonym Verwendung finden, teilweise aber auch als Gegensatzpaare
verhandelt werden (vgl. Hinz 2002; Frühauf 2008, 11; Stein, Krach &
Niediek 2010, 10). Wenn Inklusion etwas anderes als Integration sein
will, was ist dann ihr Spezifikum? Ist sie optimierte, gar ultimative
Integration, zeichnet sie sich durch eine neue (menschen-)rechtliche
Verankerung aus, unterscheidet sie sich von dem bereits seit den
ausgehenden siebziger/beginnenden achtziger Jahren verbreiteten
Integrationsgedanken bzgl. Menschen mit Behinderung durch die
Berücksichtigung aller Heterogenitätsaspekte (vgl. Sander 2001; Prengel
2006; Wocken 2010) oder handelt es sich bei Integration und Inklusion
letztlich bloß um zwei Signifikanten für ein und dasselbe Signifikat?
Wenn Andreas Hinz (2008, 34) den visionären Charakter von Inklusion
betont und sie als Nordstern deklariert, den es zu approximieren gilt,
stellt sich weiterhin die Frage nach dem gegenwärtigen Stand der
Realisierung inklusiver Bestrebungen im deutschen Bildungssystem
insbesondere in der Grundschule, wo die Inklusionsquoten am höchsten
sind (vgl. Klemm 2013). Welche professionellen Herausforderungen ergeben
sich für Grundschullehrkräfte? Welche Potenziale, Hindernisse und
Grenzen bestehen? Diese und weitere Fragen sollen Gegenstand des
Seminars sein. Es richtet sich an interessierte Studierende, die sich
mit dem in den letzten Jahren fast schon omnipräsenten Begriff der
Inklusion tiefgehender auseinandersetzen wollen. Dabei sollen auch
Praxisbezüge nicht zu kurz kommen.