Über Jahrhunderte hat sich die moderne Auffassung entwickelt, Natur und menschliche Kultur seien eine zivilisatorisch notwendige Unterscheidung für den Fortschritt. Eine Nähe zwischen Menschen und Natur wurde eher argwöhnisch betrachtet bis hin zu rassistischer Hierarchisierung durch die Wissenschaft, wie sie beispielsweise Donna Haraway in ihrem Aufsatz «Teddy Bear Patriarchy: Taxidermy in the Garden of Eden, New York City, 1908-1936» (1984) beschreibt. Diese Unterscheidung hat eine Jahrhunderte alte Geschichte, die sich in der Geschichte der Wissenschaft und der Geschichte der Kultur als Methoden und Formen niederschlägt, wie es unter anderen von Paolo Rossi in seinem opus magnus «The Dark Abyss of Time» (1974) aufgezeigt wurde. Diese Unterscheidung muss im Licht einer europäischen Geistesgeschichte betrachtet werden um ihre epistemischen Implikationen nachzuvollziehen. Gerade im Kontext ökologischer Anliegen in den Kulturwissenschaften kann dieses Verständnis zur Entwicklung neuer Positionen herbeigezogen werden.

In diesem Seminar wollen wir uns in einer Werkstattsituation der Unterscheidung von Natur und Kultur annehmen und herausarbeiten, welche methodologischen Implikationen diese Unterscheidung für die Kulturwissenschaften bedeutet. Gleichzeitig beschäftigen wir uns mit dem internationalen Kunst- und Kulturgeschehen anhand von aktuellen Fallbeispielen. Ziel des Seminars ist es, Studierenden Methodenkritik aus der Perspektive der Geistesgeschichte zu vermitteln und die Möglichkeit zu geben, eine fundierte kulturwissenschaftliche Position gegenüber Umwelt-Themen einzunehmen, die komplementär zur Naturwissenschaft ist.

Dieses Seminar setzt eine regelmässige und aktive Teilnahme der Studierenden an den Sitzungen und den Workshops voraus. Dazu gehören auch selbstständig erarbeitete Beiträge und eigene Themenvorschläge.

Diese Lehrveranstaltung richtet sich an Studierende die sich wissenschaftliche Methodik sowie eine Übersicht über kulturwissenschaftliche Positionen gegenüber Umwelt-Themen aneignen wollen.