Seit der Moderne sind soziale Bewegungen und künstlerische Produktionen miteinander verkoppelt, doch diese Verbindung ist keineswegs selbstverständlich, wie unter anderem Kunsthistoriker und Soziologe Jens Kastner feststellt. Jegliche Zusammenschlüsse von Menschen benötigen verbindende Elemente, um – ob kurz- oder langfristig – eine Gemeinschaft bilden zu können. Für soziale Bewegungen sind gemeinsame Ausdrucksformen erforderlich, obwohl diese nicht notwendigerweise von spezifischen, individuellen Sprecher*innen-Positionen ausgehen müssen. Gesellschaftliche Interessen werden beispielsweise in Form von Parolen und Bildern vermittelt und dienen dabei häufig zugleich der Abgrenzung. Wie entstehen Gruppierungen und wie bleiben sie miteinander verbunden? Wie kommt es zu Solidarität und was ist diese überhaupt? Wer solidarisiert sich mit wem? Gegen oder für was wird wie protestiert? Wann wird von Widerstand gesprochen? Wer wird gehört oder gesehen? Wer wird repräsentiert? Welche Bilder werden entwickelt?

Dieses Blockseminar stellt keine Einführung in die Protest- und Bewegungsforschung dar; Ziel ist vielmehr eine Annäherung an die im Titel der Veranstaltung genannten zentralen Begriffe. Diese sind notwendig, um sozialen Zusammenhalt und geteilte Interessen verstehen und analysieren zu können. Die Perspektiven ist dabei eine kulturwissenschaftliche mit besonderem Blick auf kulturelle Phänomene und deren Medialisierung. Gerade auch visuelle Kunst spielt eine wesentliche Rolle als vereinendes Mittel, weil sie Ausdrücke und Forderungen zu kondensieren vermag.

Es gibt vielzählige, diverse Fälle und wir können uns globale, wie feministische Bewegungen, die 1968er oder Fridays for Future sowie nationale Beispiele, wie Indignados aus Spanien oder ‚el despertar‘ aus Chile, anschauen.