Das Seminar widmet sich den für demokratische Gesellschaften unverzichtbaren kritischen Kompetenzen ihrer Bürger:innen und fragt, was diese Kompetenzen konkret auszeichnet und wie sie wissenschaftlich bestimmt werden können. Hierzu werden grundlegende und neure Texte aus dem Umfeld der kritischen Theorie sowie der Soziologie der Rechtfertigung und der damit verwandten Valuation Studies gemeinsam gelesen, vorgestellt und diskutiert. Besonderes Augenmerk wird im Seminar dabei auf die Spannungen zwischen den Anforderungen alltäglicher Lebensvollzüge und jenen der kritischen Reflexion gelegt. Das Seminar sucht nach Ansätzen und einem Begriff von kritischer Kompetenz, die diese Spannungen erhellen und mit ihnen konstruktiv umzugehen verstehen. Als ein besonderes Anwendungsfeld werden Herausforderungen digitaler Umwelten in den Blick genommen, etwa Empfehlungsalgorithmen oder Künstliche Intelligenz.

Literatur zur Einführung (Auswahl):
Boltanski, Luc / Thévenot, Laurent (2007): Über die Rechtfertigung. Eine Soziologie der kritischen Urteilskraft. Konstanz: UVK.
Celikates, Robin (2009): Kritik als soziale Praxis. Gesellschaftliche Selbstverständigung und kritische Theorie. Frankfurt/M.; New York: Campus.
Jaeggi, Rahel / Wesche, Thilo (Hg.) (2009): Was ist Kritik? Frankfurt/Main: Suhrkamp.
Habermas, Jürgen (1983): Moralbewußtsein und kommunikatives Handeln. Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 127-206.
Hirschman, Albert O. (1984): Engagement und Enttäuschung. Über das Schwanken der Bürger zwischen Privatwohl und Gemeinwohl. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Lamla, Jörn (2021): Kritische Bewertungskompetenzen, Selbstbestimmtes Verbraucherhandeln in KI-gestützten IT-Infrastrukturen. Expertise für das Projekt „Digitales Deutschland” von JFF –Jugend, Film, Fernsehen e.V., 31.01.2021.