Das geplante Seminar versteht die Kunstausstellung nicht als zeit- und räumlich begrenzte Präsentation von Artefakten, die im Kontext der jeweiligen Institution der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und von der Presse besprochen wird. Anstelle dieser konservativen Perspektive wird die Kunstausstellung im Seminar als Bestandteil von impliziten wie expliziten Diskursen betrachtet: Das Selbstverständnis der Institution, Protagonisten der Ausstellung, Finanzierung, die Wahl und Begründung des Themas, Zeitpunkte der Veröffentlichung, Wandlungsprozesse des Konzeptes, direkte und indirekte ‚Begründung’ des Konzeptes, Narrative, Szenografie, Kunstvermittlung und öffentliche Rezeption benennen das gesamte Spektrum einer Kunstausstellung und weisen diese zugleich als Teil von öffentlichen Diskursen aus. Hier ist nicht nur von Widerspiegelung die Rede, sondern von Wechselwirkungen der genannten Entitäten im Rahmen der thematisch entsprechender Diskurse. Wir werden uns der Komplexität dieses Forschungsansatzes entlang von ausgewählten Fallbeispielen des 20. und 21. Jahrhunderts widmen.