Die Kunst um 1900 ist von einer außerordentlichen Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen geprägt. Neben den (spät)impressionistischen, realistischen und klassizistischen Tendenzen existierten Richtungen wie der Symbolismus und der Jugendstil. So vielfältig das künstlerische Schaffen der Jahrhundertwende war, so mannigfaltig war auch die theoretische Auseinandersetzung mit der Kunst. Ob das Ausstellungs- oder Museumswesen, die Sammlertätigkeit, der Kunsthandel, die Kunstkritik sowie die sich als akademische Wissenschaft etablierende Kunstgeschichte – in all diesen Bereichen wirkten Akteure, die sich auf unterschiedliche Weise und mit eigenen Interessen der Kunstszene ihrer Zeit widmeten.

Das Seminar Modern, veraltet, innovativ? – Perspektiven auf die Kunst um 1900 befasst sich mit den stilistischen Tendenzen der Kunst um 1900 sowie der Kunstrezeption der Zeit. Was galt in dieser Gemengelage als modern? Was war wiederum als veraltet verpönt und was wiederum innovativ? Was kennzeichnet exemplarische Werke der Jahrhundertwende und wie wurden sie von der kunstinteressierten Öffentlichkeit wahrgenommen? Welche Rolle spielte ältere Kunst in der Auseinandersetzung mit neuerer Malerei und Grafik? Ausgehend von den Beständen der Museumslandschaft Hessen-Kassel werden Werke der Malerei, Skulptur/Plastik sowie der Druckgrafik auf ihre gestalterischen, thematischen und kontextuellen Merkmale untersucht. Zudem untersucht das Seminar anhand kunstkritischer Quellen die Wahrnehmung der Werke und Künstler durch die zeitgenössische Öffentlichkeit. Schließlich wirft es ein Schlaglicht auf die Vermittlung älterer Kunst und ihre Bedeutung für das moderne Schaffen.