Während ,Mystik' bisweilen der Ruf anhaftet, weltfremd zu sein, soll das Seminar aufzeigen, dass viele ,Mystiker:innen' sozial-, politisch- und kirchenreformerisch tätig waren – Gottes- und Nächstenliebe gehör(t)en für sie untrennbar zusammen! Dorothee Sölle, der es in ihrem Buch Mystik und Widerstand sehr gut gelingt, diese Dimension der Mystik aufzuzeigen, formuliert: „Was in der mystischen Einung wirklich geschieht, ist nicht ein neuer Blick auf Gott, sondern eine andere Beziehung zur Welt, die sich die Augen Gottes geliehen hat.“ (Sölle, Mystik und Widerstand, S. 364)

So lohnt sich in der aktuellen Situation der Katholischen Kirche, in der sie sich in synodalen Prozessen auf den Weg nach Reformen aufmacht, auch der Blick auf die eigene Geschichte und Traditionen der Mystiker:innen. „Ihre erneuernde, reformatorische und gesellschaftskritische Kraft zu entdecken, ist ein Gebot der Stunde“ – so formulierten es Mariano Delgado und Gotthard Fuchs 2004 (Delgado/Fuchs, Die Kirchenkritik der Mystiker (Bd. 1), S. 7).