Globale Transformations- und Umgestaltungsprozesse (ökologische Krise, demografischer Wandel, wachsende soziale Ungleichheit etc.) wirken sich auf Städte und insbesondere deren benachteiligte Bewohner:innen aus. Im dem Zusammenhang werden auch soziale und ethnische Segregationsprozesse verstärkt. An konkreten Planungsprozessen nehmen häufig insbesondere Bürger:innen einer beteiligungsfreudigen Mittelschicht teil. Planerische und gestalterische Disziplinen wie Architektur, Stadt- und Regionalplanung, Landschaftsarchitektur und –planung sowie Design und Bildende Kunst setzen sich mit diesen Herausforderungen auseinander.

Dazu eignen sich insbesondere interdisziplinäre Methoden und ein Fokus auf das Visuelle. Diese Methoden werden nicht nur für die Erforschung von Räumen, sondern auch für die Gestaltung kreativer und partizipativer Planungsprozesse angewandt. Beispielsweise werden ethnografische Methodologien durch Planer:innen, Stadtsoziolog:innen, Künstler:innen und Vertreter:innen weiterer Disziplinen umgesetzt. Fragestellungen ihrer Arbeiten können beispielhaft sein:

-      Welche Bedürfnisse haben Menschen, die nicht zur beteiligungsfreudigen Mittelschicht gehören und nicht an formalen Planungsprozessen teilnehmen (können) und wie können ihre Bedürfnisse dargestellt und umgesetzt werden?

-      Welche künstlerischen Mittel finden in konkreten Planungs- und Umgestaltungsprozessen Anklang und welche Bevölkerungsgruppen werden dadurch besonders angesprochen?

-      Worin zeigen sich Aspekte von Demokratie, Gerechtigkeit, Beteiligung und Macht im urbanen Alltag und im öffentlichen Raum?

Neben anderen qualitativen Forschungsansätzen bietet die Ethnografie viele Chancen bei der Untersuchung sozialwissenschaftlicher Aspekte wie bspw. der Gestaltung von Planungs- und Entscheidungsprozessen. Sie zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass Forschende zum Instrument der eigenen Forschung werden und sich der Situation aussetzen, indem sie sich in das Forschungsfeld begeben und es selber (er)leben. Ethnografische Forschung folgt keinem standardisierten Verfahren, sondern impliziert ein Zusammenspiel vielfältiger kreativer, partizipativer, experimenteller Methoden zur Erforschung sozialräumlicher Praktiken oder auch sozialer Einheiten sowie ihrer materialen Kulturen, Wissensformen und Handlungsweisen.

Dieses Modul soll dazu befähigen, ethnografische Forschungsdesigns eigenständig anzuwenden. Ein wichtiger Teil sind theoretische Inputs zur Methodologie der Ethnografie sowie zu Methoden (insb. verschiedene Formen von Beobachtungen und Interviews, aber auch andere kreative und experimentelle Methoden wie subjektive Kartierungen etc.), die sich in solchen Designs anbieten. Gleichzeitig werden diese Methoden gemeinsam angewandt und ausprobiert. Eine Möglichkeit besteht darin die eigene Forschung im Rahmen der Bachelor- oder Masterarbeit durch die Anwendung ethnografischer Ansätze voranzubringen. Auch unabhängig der Erstellung von Anschlussarbeiten bietet es sich an, die eigenen Kenntnisse und Möglichkeiten im Bereich von Landschaftsplanung, Raumentwicklung und Architektur oder auch verwandten Disziplinen zu erweitern. Es können eigene Fragestellungen mitgebracht oder auch im Rahmen des Moduls gemeinsam erarbeitet werden. Ziel ist es ein eigenes experimentelles Forschungsprojekt umzusetzen.

Ort und Zeitraum: Raum 2111 Universitätsplatz 9 (ASL Neubau) um 8:00 - 9:30