Die Theorie des Enaktivismus ist ein Forschungsansatz in der Philosophie
des Geistes sowie in der Kognitionswissenschaft und wird häufig als
eine der vielversprechendsten, neuen Kognitionstheorien des Feldes
angesehen. Die Frage „Wie entstehen kognitive Phänomene?“ kann aus
enaktivistischer Perspektive beantwortet werde, wenn man spezifische
Charakteristika lebender Organismen berücksichtigt (deren innere
Organisation, ihre Fähigkeit zur Selbsterhaltung, zur Reproduktion,
etc.). Die Entstehung kognitiver Zustände und Prozesse soll auf
biologische Organisationsprinzipien zurückgeführt werden, die
organisches Leben ermöglichen. Begriffe wie „Autonomie“, „Autopoiesis“,
„Adaptivität“ und „Operationale Geschlossenheit“ sind in diesem Kontext
zentral. In der neueren Debatte über den Enaktivismus haben sich mehrere
Strömungen entwickelt: Der autopoietische, der sensomotorische und der
radikale Enaktivismus. In diesem Seminar widmen wir uns den
begrifflichen und theoretischen Grundlagen der ursprünglichen Form des
Enaktivismus: dem autopoietischen Enaktivismus. Wir werden seine
Prämissen, seine theoretische Reichweite und seine Erklärungskraft im
Detail anschauen und bewerten, ob der Enaktivismus eine gute Theorie
ist, um kognitive Phänomene philosophisch zu bearbeiten. Es ist kein
Vorwissen in der Philosophie des Geistes nötig, um am Seminar
erfolgreich teilnehmen zu können.