Die Gewalt scheint auf dem Vormarsch: Nach Jahrhunderten rückläufiger Gewaltraten im Norden hat sich die Gewalt seit den 1960er Jahren gewandelt und hat in einigen Regionen sogar zugenommen. Im Globalen Süden hingegen ist vielerorts das Gewaltniveau konstant hoch geblieben. Die Erklärung dieser Zusammenhänge fordern sowohl liberale Friedenstheorien, die die pazifizierende Rolle kapitalistischer Vergesellschaftung hervorheben, als auch marxistische Ansätze, die die zerstörerische Kraft des Kapitalismus und dessen Verwobenheit mit zunehmender Gewalt (etwa Harveys Theorem der Accumulation by Disposession) betonen, heraus. Das Seminar rekonstruiert in einem ersten Teil die empirischen Zusammenhänge der longue durée der Gewalt aus globalhistorischer Perspektive. In einem zweiten Teil werden sowohl klassische als auch neuere Ansätze des Zusammenhangs zwischen Kapitalismus und Gewalt auf logische Konsistenz überprüft und auf ihre empirische Erklärungskraft hin überprüft. In einem dritten Teil des Seminars werden schließlich Syntheseversuche diskutiert.