Ein wesentliches Grundprinzip der Schule als Leistungsraum ist die
Annahme, dass jeder Schüler in diesem Raum die gleichen Chancen hätte,
eine bestimmte Leistung zu erbringen. Zugleich aber bringt die Schule
durch das ihr wesentlich zugrundeliegende
Leistungsprinzip eine Ungleichheit zwischen diesen Schülern hervor, vor
deren Hintergrund eine Selektion dieser Schüler stattfindet. Schule
konstituiert sich damit als Paradoxie: Sie funktioniert nur vor dem
Hintergrund der Annahme der Gleichheit aller Schüler,
produziert aber gleichsam deren Ungleichheit. Es war nicht zuletzt die
Studie Bourdieu / Passerons (1971), die nicht nur auf die paradoxe
Konstituiertheit der Schule verweist, sondern darüber hinaus darauf
verweist, dass Schule soziale Ungleichheiten nicht
beseitigt, sondern vielmehr reproduziert. Dies ist allerdings eine
Erkenntnis, die bis in die letzten PISA-Studien hinein immer wieder nur
bestätigt wurde.
Einerseits ist es Ziel des Seminares die Konstitutionslogik hinsichtlich
der aufgezeigten Paradoxie einer Annahme von Gleichheit und der
gleichzeitigen Produktion von Ungleichheit zu beleuchten. Andererseits
soll gerade die aktuelle Rolle der Schule hinsichtlich
der Reproduktion sozialer Ungleichheit im Fokus des Seminares stehen.