Geschichte der gebauten Umwelt (GdgU): Architekturgeschichte

Dies ist der erste Teil eines zweisemestrigen Übersichtskurses “Geschichte der Architektur” (Teil der “Geschichte der gebauten Umwelt” Module). Der Kurs umfasst den Zeitraum von den ersten Gesellschaften bis zum Aufstieg der europäischen Kolonialreiche. Er betrachtet die Geschichte der Architektur aus einer globalen Perspektive und konzentriert sich auf Verbindungen und Austausch von Wissen und Expertise zwischen verschiedenen Gesellschaften. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einem analytischen gegenüber einem formalen Ansatz, wobei der soziale und wirtschaftliche Kontext der Architektur und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft untersucht werden. Jede Vorlesung erörtert das historische Material, indem sie ein aktuelles theoretisches Problem fokussiert, das mit dieser Periode verbunden war.

 

Wir werden uns ansehen, wie die ersten menschlichen Behausungen als Antwort auf die Herausforderungen von Wirtschaft und Klima entstanden sind. Darüber hinaus werden wir die Entstehung technologisch fortgeschrittener Gesellschaften im Nahen Osten diskutieren und sie durch die Linse der Bewässerungswirtschaft und der entsprechenden politischen Strukturen untersuchen. Dann werden wir die Architektur Griechenlands und Roms untersuchen, wo die klassische Ordnung ihren Ursprung hatte und viele technologische Fortschritte gemacht wurden. Darauf werden wir uns ansehen, wie die Verbreitung der architektonischen Tradition durch Netzwerke der Religion ermöglicht wurde: Die folgenden Vorlesungen sind dem Buddhismus und dem Hinduismus in Süd- und Ostasien, dem Christentum in seinen westlichen und östlichen Formen und dem Islam im Nahen Osten, Zentral- und Südasien gewidmet. Bei der Untersuchung der Architektur Afrikas werden wir uns auf zwei Traditionen konzentrieren: Westafrika mit seiner Erdarchitektur und die Suaheli-Küste in Ostafrika, wo Gebäude aus Stein gebaut wurden. Die nächste Vorlesung befasst sich mit der Architektur Amerikas und konzentriert sich dabei auf die Maia-Zivilisation in Zentralamerika und die Inka-Zivilisation in Südamerika. Bei der Untersuchung von Architektur, Städtebau und Gartengestaltung in China werden wir über den Gegensatz von Formalem und Informellem reflektieren. Anschließend werden wir die europäische Renaissance als komplexes kulturelles Phänomen untersuchen, das die Theorie und Praxis der Architektur revolutioniert hat.

 

Prüfungsleistung: mündliche Prüfung

 

Literatur wird im Rahmen der Vorlesung epochenbezogen vorgestellt.

 

Geschichte der gebauten Umwelt (GdgU): Stadt-Planungsgeschichte

 

Es wird Grundlagenwissen zur Geschichte der Stadt, Region und der Kulturlandschaft in ihren jeweiligen planerischen und gestalterischen Ausprägungen vermittelt. Die Methode der historischen Analyse der Stadtplanung als eine „Geschichte der Zukunftsvorstellungen“ und ein Wandel von Fortschrittsvorstellungen sowie eine Periodisierung leiten GdgU II ein. Die stadtplanerischen Entwicklungen werden von den ersten Siedlungen bis zum 19. Jahrhundert kursorisch dargestellt und mit dem besonderen Akzent der Auswirkungen klimatischer Wandlungen auf die Stadtentwicklung – seit der Neolithischen Revolution – versehen. Der Schwerpunkt liegt dann auf der Planungsgeschichte zu Stadt und Region im Industriezeitalter entlang der 1., 2. und 3. Industriellen Revolution sowie der Disziplinbildung zur Stadtplanung. Es werden die Typen der Stadtentwicklung und Planung im 19. Jahrhundert, d. h. Neugründung, Erweiterung und Umbau mit paradigmatischen Beispielen (Washington, Berlin, Barcelona, Paris) herausgearbeitet. Dann spielen die Leitbildwirkung großer Ausstellungen (EXPO, IBA) für die Stadtplanung eine markante Rolle. Um 1900 bildet sich die Disziplin Stadtplanung heraus, die im Kontext der Entstehung von drei Typen der Stadtkonzeption für die 2. Ind. Revolution gesehen wird: Gartenstadt, City Beautiful und Cite‘ Industrielle. Der Wechsel von grundlegenden Vorstellungen für die Stadt im 20. Jahrhundert wird entlang der entstehenden Landesplanung und dem Konzept der Dezentralisierung verfolgt. Ein Augenmerk wird auf die Planung von Siedlungen als besonderem Markenzeichen der 1920er Jahre gelegt, wobei Wien und Berlin eine wichtige Rolle einnehmen. Dem Bauhaus wird aus stadtplanerischer und institutionsgeschichtlicher Sicht ein herausragender Stellenwert eingeräumt, als prototypische Geschichte für das 20. Jahrhundert (Längsschnitt) im Spiegel der Demokratie. Die Zeit der Diktaturen im 20. Jahrhundert wird – neben Bezügen auf Italien und die Sowjetunion – vor allem anhand von Deutschland behandelt. Dabei gewinnt die Raumordnung einen besonderen Stellenwert. Die Nachkriegsplanungen für den Wiederaufbau und die unterschiedlichen Umbaukonzepte sowie die Suburbanisierung werden international vergleichend dargestellt, wobei herausragende Beispiele eine besondere Erwähnung finden: Warschau, Berlin, Rotterdam, London und suburban sprawl (USA). Diese Entwicklung endet mit der IBA Emscher Park, die damit den Bogen von EXPO (Chicago 1893) bzw. IBA (Leipzig 1913) zur Planung für die Transformation altindustrieller Regionen schlägt. Abschließend werden die Planungen für die neuen Hauptstädte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Modelle eines Fortschrittsverständnisses erörtert, das heute kritisch reflektiert wird: Brasilia, Abuja. Insgesamt wird zusammenfassend die Planungsgeschichte der vergangenen 10.000 Jahre im Lichte der Einflüsse des Klimawandels behandelt – dazu werden ggf. filmische Medien eingesetzt. Die Vorlesung ist der komplementäre Part zur Architekturgeschichte (wöchentlich) und wird auch über zwei Semester geführt.

 

Prüfungsleistung: mündliche Prüfung (im Falle von fortdauernder Coronabeschränkung: online-Prüfung)

 

Literatur wird im Rahmen der Vorlesung epochenbezogen vorgestellt.